Die Schule schwänzen - nur ein Kavaliersdelikt?

So ähnlich äußert sich Landtagsabgeordnete Jutta Widmann (FW)- und erntet Gegenwind. Und was sagt der Kultusminister?
Bernhard Beez, Ruth Schormann |
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Vor Beginn der Sommerferien hält die Polizei an den Flughäfen in Bayern auch nach Schulschwänzern Ausschau.
Foto: dpa Vor Beginn der Sommerferien hält die Polizei an den Flughäfen in Bayern auch nach Schulschwänzern Ausschau.

München - Es ist ein Dauerbrenner-Thema: Eltern, die ihre Kinder am letzten Schultag vor den Ferien krankmelden, damit sie früher in den Urlaub reisen können. Die Polizei kontrolliert freilich an Flughäfen, denn in Deutschland besteht Schulpflicht.

Jutta Widmann: Kontrollen der Polizei sind zu "scharf"

Das nahm die Landshuter Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Jutta Widmann, zum Anlass, zu den Pfingstferien in einer Pressemitteilung diese Kontrollen "scharf" zu kritisieren. Sie schrieb: "Nach unzähligen ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden während des Corona-Lockdown ist das in meinen Augen nicht nur überflüssig, sondern eine Frechheit!", so die Landtagsabgeordnete.

Eltern, die wiederholt bei solchen Aktionen auffliegen drohe "sogar ein Bußgeld bis zu 1.000 Euro". Für Widmann ein schlechter Scherz: "Nach zwei Jahren Pandemie mit unzählig ausgefallenen Stunden ist dieses Vorgehen eine Farce!" Der Familienurlaub ist grade nach Corona für viele Menschen immens wichtig.

Parteikollege distanziert sich "aufs Äußerste" von Widmanns Aussagen 

Ihr fehle hier "das Fingerspitzengefühl". Nach den Monaten des Homeschoolings sollte man "den Eltern danken, nicht sie zu Straftätern abstempeln."

Diese Äußerungen nahm Widmanns Parteikollege Erwin Schneck, ebenfalls aus Landshut, zum Anlass für einen Leserbrief in der "Landshuter Zeitung", die zur selben Mediengruppe wie die AZ gehört. Er meint: "Solche Aussagen hätte ich eher der Reichsbürgerszene zugeordnet, aber nicht einer Abgeordneten, dritte Bürgermeisterin und Stadträtin in Landshut, die immerhin ein Studium des Lehramtes absolviert hat. Versucht sie damit, in diesem Milieu Stimmen zu fischen?" Er distanziere sich "aufs Äußerste von den Aussagen von Frau Widmann".

Kultusministerium unterstreicht: In Bayern besteht Schulpflicht

Der Zeitung sagte er nun außerdem: "Ist das die Aufgabe einer Landtagsabgeordneten, so einen Blödsinn zu verfassen? Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass so ein Unsinn von Seiten der Freien Wähler kommen könnte."

Widmann selbst wollte sich nicht zu der Attacke ihres Stadtratskollegen äußern. Fraglich ist in dem Zusammenhang auch, wie wohl Bayerns Kultusminister Michael Piazolo, ebenfalls Freie-Wähler-Politiker, die Aussagen seiner Parteifreundin sieht.

Auf eine Anfrage der AZ teilte sein Ministerium lediglich mit: "In Bayern besteht Schulpflicht. Das heißt, dass die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen verpflichtet sind, am Unterricht teilzunehmen, und dass die Erziehungsberechtigten dafür sorgen müssen, dass die schulpflichtigen Kinder den Unterricht besuchen." Und: "Dies gilt auch für die letzten Tage vor den Ferien."

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2 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 23.06.2022 16:24 Uhr / Bewertung:

    Sie schrieb: "Nach unzähligen ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden während des Corona-Lockdown ist das in meinen Augen nicht nur überflüssig, sondern eine Frechheit!", so die Landtagsabgeordnete.

    Verständlich. Unmengen an Unterrichtstagen sind ausgefallen, von Staats wegen, und jetzt zeigt der Staat wg. eines Tages die volle Härte.

  • Kampf den Schwurblern am 23.06.2022 12:47 Uhr / Bewertung:

    Da zeige ich null Verständniss.
    Man bringt seinem Kind bei zu lügen !( wenn es krankgemeldet wird um früher in den Urlaub reisen zu können.
    Eltern wissen es, wann die Schule endet, dann muss ich entsprechend auch den Urlaub so buchen.
    Auch mit Homeschollings hat das nichts zu tun, denn das pssierte auch schon vor Corona.
    Also liebe Eltern keine Ausreden und Betrafung sollte sein.

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