Die Pegnitz wird zum Seenland

In Nürnberg traten die Wassermassen über die Ufer. Am schlimmsten hat es in Franken Bad Kissingen getroffen. Ein Kulmbacher Rentner versank mit dem Auto
NÜRNBERG Normalerweise fließen rund 10.000 Liter pro Sekunde am Lederersteg vorbei. Doch am Freitag meldete der Pegnitz-Pegel dort gut die achtfache Menge: 83.700 Liter, das sind über 410 Badewannenfüllungen in der Sekunde! Und das heißt: Hochwasser-Meldestufe drei. Bei einem Pegelstand von über 3,80 Meter haben sich die Pegnitzwiesen in eine Seenlandschaft verwandelt. Das Hochwasser hat ganz Franken in Griff.
Besonders betroffen sind in der Region die Regnitz, die Schwarzach, die Aisch, die Wiesent und der Oberlauf der Pegnitz. Weil es weiter regnet, wird sich die Lage nicht so schnell entspannen. „Es ist Hochwasser, aber es ist nichts, was die Menschen vor unlösbare Probleme stellt“, sagte ein Sprecher des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen. Die Behörde betreut mit der Fränkischen Saale den Fluss in Franken, der derzeit am meisten Hochwasser führt. Die momentane Situation an der Fränkischen Saale trete statistisch gesehen einmal in 20 Jahren auf.
Am Main stiegen die Wasserstände. Eine zweite Scheitelwelle soll am Wochenende von Bamberg nach Schweinfurt ziehen und etwas höher ausfallen als das Hochwasser vom letzten Wochenende. Auch die Zuflüsse des Mains führten vermehrt Wasser.
Das bekam ein 67 Jahre alter Autofahrer in Kulmbach zu spüren, als er am Freitagmorgen trotz einer Straßensperrung in überflutetes Gebiet fuhr. „Der wurde wie eine Blase aufgeschwemmt und weggetrieben“, sagte ein Polizeisprecher. Passanten setzten einen Notruf ab und wurden noch nervöser, als das in der Dunkelheit leuchtende Licht im Inneren des Wagens plötzlich nicht mehr zu sehen war. Sie befürchteten, das Auto sei mitsamt dem Fahrer gesunken.
Der Rentner konnte sich jedoch an einer Brücke in Sicherheit bringen. Das Auto selbst blieb an einem Baum hängen. Es konnte vorerst jedoch nicht geborgen werden, weil sich die Rettungskräfte um einen Damm kümmern mussten, der zu brechen drohte. mir/azn