"Die Partei, sie lebt": Zuversicht bei SPD-Kandidatenkür

Alte Themen, neue Gesichter und ganz viel Zuversicht: Die SPD versucht, über die Regionalkonferenzen zur Kandidatenkür für den Parteivorsitz neue Kraft zu schöpfen. In Nürnberg war zumindest die Stimmung an der Basis nicht übel.
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Olaf Scholz (l) und Klara Geywitz stellen sich in einer Regionalkonferenz den bayerischen SPD-Mitgliedern vor. Foto: Daniel Karmann/Archivbild
dpa Olaf Scholz (l) und Klara Geywitz stellen sich in einer Regionalkonferenz den bayerischen SPD-Mitgliedern vor. Foto: Daniel Karmann/Archivbild

Nürnberg (dpa/lby) - In einer Woche steigt in der Meistersingerhalle zu Nürnberg ein wichtiges Ereignis: Die Jobmesse 2018. Mit den Worten "Deine Karrieremesse" wird das Event beworben. Wenige Tage zuvor hat die SPD den schmucklosen Sechziger-Jahre-Bau gemietet. Auch hier steht eine Art Jobmesse an - es geht um den Parteivorsitz, um die Nachfolge der entnervt zurückgetretenen Andrea Nahles.

Deutschlands einst stolze Sozialdemokraten sind nach diversen Wahlschlappen im Krisenmodus und suchen einen oder mehrere neue Vorsitzende, die die Partei aus der wohl tiefsten Talsohle ihrer Nachkriegsgeschichte führen sollen. Auf 23 Regionalkonferenzen wie der in Nürnberg stellen sich die Kandidaten der Parteibasis vor. In Saarbrücken ging es am 4. September los. In München soll am 12. Oktober der Schlussakkord erklingen. Danach stimmen erst die Mitglieder, dann im Dezember ein Parteitag ab.

Nürnberg ist die achte Station für die sieben Bewerberpaare und den bayerischen Einzelkandidaten Karl-Heinz Brunner - und die erste in Bayern. Der kleine Saal der Meistersingerhalle ist brechend voll, als Olaf Scholz, Gesine Schwan, Ralf Stegner und ihre Kontrahenten die in unterschiedlichen Rot-Schattierungen gehaltene Bühne betreten. Die Stimmung, finden die Kandidaten, hört sich nach Aufbruch an, zum Schluss gibt es gar Ovationen. "Die Partei, sie lebt", sagt Karl Lauterbach.

Die alte Arbeiterstadt im Norden Bayerns ist immer noch eine Hochburg für die Sozialdemokraten, die bundesweit laut Umfragen derzeit bei bescheidenen 13,5 Prozent der Stimmen liegen. Rote Krawatten sieht man im Publikum, ebenso wie rote Pullunder über karierten Hemden und unter grauen Bärten. Thorsten Brehm, Kandidat der SPD für die Nachfolge des scheidenden Langzeit-OB Ulrich Maly, versucht, mit roten Laufschuhen zu Punkten.

"Modern, Zukunft, Erneuerung" - solche Worte fallen häufig, fast so oft wie die unvermeidbare Begrüßungsformel "Genossinnen und Genossen". Manchmal scheint es ein wenig zu modern, was die eine oder andere Paarung vorträgt. "Wir sind ins Gelingen verliebt", sagt Außen-Staatssekretär Michael Roth, im Duett mit der Christina Kampmann so etwas wie das Glamour-Duo der Kandidatenkür. "Wir beide stehen total auf Europa", sagt er im fast amerikanisch anmutenden Wahlkampfstil.

Die Altvorderen der Partei, oft für die heillosen Flügelkämpfe und schädlichen internen Machtkämpfe verantwortlich gemacht, spielen - zumindest offiziell - keine Rolle mehr. "Herzlichen Glückwunsch, Sigmar", sagt immerhin Ralf Stegner am 60. Geburtstag von Ex-Parteichef Sigmar Gabriel. Nicht jedoch, ohne hinzuzufügen: Diejenigen, die früher in der Verantwortung gestanden hatten, müssten hin und wieder auch mal "die Klappe halten". Teamgeist und Zusammenhalt soll nun einkehren.

Karl Lauterbach glaubt, dass es dringend eine Vermögensteuer braucht. Außerdem, wiederholt er, sei die GroKo tot. Nina Scheer will die Privatisierungswelle eindämmen. Olaf Scholz, der Finanzminister, findet, eine gerechte Steuerpolitik sei das entscheidende Mittel, um das Land gerechter zu machen. Hilde Mattheis sagt, Hartz IV muss weg: "Wir haben Menschen, die lange gearbeitet haben, eine Treppe runtergeschubst, und sie kommen nicht wieder hoch."

Es sind die alten Themen der Sozialdemokratie - Gerechtigkeit, Wohlstandsverteilung, Arbeitsplatzsicherheit, Sozialstaat, Frieden -, mit denen die Kandidaten punkten wollen. Ein neues, eigenes Profil, wie es Gesine Schwan sagte, haben die Kandidaten zum Ziel. Die als Fehler empfundenen Entscheidungen der Vergangenheit - die Agenda 2010 steht dafür stellvertretend - sollen überwunden werden.

"Wir können wir das Traum überwinden?", fragt ein Mitglied, als es um die Agenda geht. Saskia Esken, gemeinsam mit ihrem NRW-Mitstreiter Norbert Walter-Borjans im Rennen, entscheidet sich für die einfache Lösung: "Wir müssen es überwinden - und dann ist auch wieder gut."

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