Die Partei-Promis fehlten
Nürnberger „Ball der Union“ ohne Ministerpräsident und Innenminister. Beckstein heimste viel Applaus ein.
NÜRNBERG Die Grippewelle machte Markus Söder einen kleinen Strich durch die Rechnung. Deshalb stand der neue Nürnberger CSU-Chef bei seiner Ball-Premiere in der Meistersingerhalle vor ein paar leeren Tischreihen. Erstmals seit vier Jahrzehnten blieben im großen Saal also ein paar Plätze frei. Söder nahm’s locker – und nutzte den Ball zur Werbung für seine angeschlagene Partei: „Gerade in schlechten Zeiten müssen wir zeigen, dass wir zusammenstehen“, mahnte der Umweltminister. Und forderte die rund 1500 Besucher zum fröhlichen Feiern auf: „Bei allen Problemen soll dieser Abend doch der Entspannung dienen!“ Nur bei Helmut Hack ging FCN-Aufsichtsrat Söder die Begrüßung nicht ganz so leicht von den Lippen. Musste er den Kleeblatt-Boss doch zähneknirschend als Zweitliga-Spitzenreiter willkommen heißen...
Auch sonst war der Diskussionsbedarf in den von Altstadtwirt Charly Krestel bewirteten Räumlichkeiten groß. Unverständnis löste etwa das Fernbleiben von Ministerpräsident Horst Seehofer aus: „Gerade jetzt hätte er sich in Franken zeigen müssen“, monierten viele Ballbesucher. Doch auch die innerfränkische Solidarität ließ zu wünschen übrig: Weder Innenminister Joachim Herrmann, noch Neu-Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg kamen zum Ball.
Dafür war Kultusminister Ludwig Spaenle aus der Landeshauptstadt angereist und versuchte, die Wogen zu glätten: „München und Nürnberg wachsen doch immer mehr zusammen. Franken und Altbayern befruchten sich prima gegenseitig!“ Das war zumindest ein bisschen Balsam auf die geschundenen einheimischen CSU-Seelen, war doch im vergangenen Jahr die politische Gemengelage noch eine ganz andere – und Günther Beckstein Ministerpräsident.
Der wurde bei seinem Grußwort umjubelt, holte sich danach viel Lob für sein selbstironisches Veitshöchheim-Dirndl ab und bekam von Söder gar den Ehrenvorsitz der Nürnberger CSU neben Urgestein Oscar Schneider (kam ohne seine erkrankte Frau) angetragen.
Ansonsten glänzte die feierliche Veranstaltung mit beeindruckenden Zahlen – und eleganten Abendkleidern und Smokings. Immerhin ist der Ball der Union laut Moderator Wilfried Weisel der einzige Ball mit sechs verschiedenen Tanzbands: zusätzlich gab es für die maximal 75 Euro Eintritt pro Person etliche Attraktionen wie die Hero City Rollers oder die A-Cappella-Sänger von Viva Voce. Die Tanzflächen vor den schmissigen Bands waren bis in den Morgen gut gefüllt. Doch ebenso wichtig wie das Tanzen war das Stolzieren durch die festlich geschmückte Meistersingerhalle. Motto: Sehen und Gesehen werden.
Gesehen: Wirtschafts-Staatssekretärin Dagmar Wöhrl mit Ehemann Hans-Rudolf, die scheidende Bundestags-Abgeordnete Renate Blank, die Landtags-Abgeordneten Hermann Imhof, Charly Freller und Petra Guttenberger, Bürgermeister Klemens Gsell, Rathaus-Fraktionschef Michael Frieser, Wirtschaftsreferent Roland Fleck, Kulturreferentin Julia Lehner, Verteidigungs-Staatssekretär Christian Schmidt, die Europa-Parlamentarier Ingo Friedrich und Martin Kastler, BR-Chefredakteur Siegmund Gottlieb, Nürnbergs BMW-Boss Franz Inzko, die Flughafen-Geschäftsführer Karlheinz Krüger und Harry Marx, Nürnberger Versicherungen-Vorstand Werner Rupp, Unternehmer Michael Oschmann und Auto Kropf-Chef Dirk Hoerr. aha/mm