„Die Nichtraucher sind nicht mehr geschützt“

Volksentscheid: OB Ulrich Maly und Club-Torwart Raphael Schäfer werben für strengere Regeln
von  Abendzeitung
Endspurt im Qualm-Wahlkampf: Club-Torwart Raphael Schäfer und OB Ulrich Maly (re.) warben fürs strikte Rauchverbot.
Endspurt im Qualm-Wahlkampf: Club-Torwart Raphael Schäfer und OB Ulrich Maly (re.) warben fürs strikte Rauchverbot. © Michael Reiner

Volksentscheid: OB Ulrich Maly und Club-Torwart Raphael Schäfer werben für strengere Regeln

NÜRNBERG Eigentlich, sagt Nürnbergs OB Ulrich Maly (SPD), mag er keine Volksentscheide: „Denn die gibt’s immer, wenn die Politik Murks gemacht hat!“ Dass er sich jetzt für den Volksentscheid zum echten Nichtraucherschutz in Bayern stark macht, hängt auch mit Polit-Murks zusammen. Und zwar dem der schwarz-gelben Koalition in Bayern. Unter dem Einfluss der FDP habe die CSU das bestehende Rauchverbot in Bayerns Wirtshäusern so geändert, „dass die Nichtraucher nicht mehr geschützt sind“.

Nicht nur für Maly ist das der Grund, beim Volksentscheid am Sonntag mit „Ja“ zu stimmen. Bekommt der Gesetzentwurf die Mehrheit, darf in Wirtshäusern und Festzelten nicht mehr geraucht werden – ohne jede Ausnahme. Maly: „Ein Rauchverbot ist nicht lustfeindlich und führt auch nicht zum Untergang der Gastronomie.“ Die bestehende Regelung, hinter der Wirte und Tabakindustrie stehen, könne nicht vernünftig überwacht werden.

"Das Risiko des Passivrauchens wird unterschätzt"

Auch Raphael Schäfer, Torwart beim Club, wirbt für das Qualmverbot: „Ich bin ein geselliger Mensch. Aber ich möchte gerne selbst darüber entscheiden, ob ich mein Leben mit einer Zigarette ruiniere oder nicht.“ Selbst beim Training muss er gegen den ungesunden Qualm der Kiebitze kämpfen: „Der Rauch zieht von den Zuschauern aufs Feld. Das stört mich!“

Passivrauchen stört nicht nur. Lungenspezialist Prof. Joachim Ficker vom Nürnberger Klinikum sagt, dass in Deutschland jährlich 3300 Menschen an Lungenkrebs sterben, der durch Passivrauchen entstanden ist. Besonders betroffen sind Kinder und Mitarbeiter in der Gastronomie: „Bei Kindern nehmen außerdem Pollenallergien zu, wenn sie Zigarettenrauch ausgesetzt sind.“ Und vor kurzem habe er eine Kellnerin behandelt, die eine Raucherlunge hatte, obwohl sie nie selbst geraucht hat: „Das Risiko des Passivrauchens wird unterschätzt!“

Gegner des strengen Rauchverbots sehen zahlreiche Kneipen und Gaststätten in ihrer Existenz bedroht, sollte das Qualmen dort künftig komplett verboten werden. Ihrer Meinung nach reichen die bisherigen Regelungen aus, um Nichtraucher zu schützen. Nach denen darf in kleinen Bierkneipen, in Nebenräumen und in Festzelten geraucht werden. Michael Reiner

Wahlinfos: Tel.0911/ 231-3350 oder im Wahlamt am Unschlittplatz 7a (offen: 8-15 Uhr)

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