Die neue Karriere des Hans-Rudolf Wöhrl

NÜRNBERG - Kleider-König, Airline-Boss, Öko-Hotelier - Aus einer Fensterfabrik macht er für 6 Millionen Euro eine Herberge für Geschäftsleute und Frankenalb-Urlauber
Die Erfolgsgeschichte geht weiter: Der Kleider-König und Airline-Sanierer Hans-Rudolf Wöhrl (61) mischt jetzt den Hotelmarkt auf. Ein „Testhaus“ hat der Nürnberger Unternehmer am Wochenende im 2400-Seelenort Reichenschwand (bei Hersbruck) eröffnet. Insgesamt 20 Hotels – neun sind bereits übernommen – stehen auf dem Plan des Managers und seiner Berliner Partnerfirma Gold Inn – auch eine Herberge in Nürnberg. Das „Dormero-Schlosshotel“ liegt direkt an der Pegnitz in Reichenschwand und entstand aus den Gebäuderesten einer pleite gegangenen Fensterfabrik. Es wurde vom Architektenbüro Patzschke & Patschke entworfen, das auch den Neubau des Hotel Adlon in Berlin gestaltete.
Die 100-Betten Haus in Franken – Übernachtungsstandard zwischen drei und fünf Sternen – wurde nach ökologischen Richtlinien gebaut: „Sechs Millionen Euro haben wir da reingesteckt“, sagte Wöhrl fest. „Mit Wärmepumpen-Heizung, WC-Spülung aus eigenem Brunnenwasser und Fenstern der höchster Schallschutzkategorie. Es ist ein Testhaus geworden. Mal sehen, was es taugt. Wir wollen nach entsprechenden Ergebnissen alle neuen Häuser mit solchen Systemen ausstatten.“
Da der Ort Reichenschwand früher nicht nur eine eigene Gerichtsbarkeit hatte, „sondern auch das Recht der ersten Nacht“, wie Hans-Rudolf Wöhrl süffisant bemerkte, „haben wir vor der offiziellen Eröffnung die ganze Familie und die Gesellschafter für eine Nacht in das Hotel einquartiert.“ Sie sollten den Betrieb unter „Voll-Last“ testen – samt Fragebogen-Aktion. Sehr zufrieden schien Marcus Wöhrl (23), der in einem der drei Efeu umrankten Wehrtürme auf dem Schlossgelände nächtigte – in einem 160 Jahre alten Eichenbett aus dem Mobiliar des Reichenschwander Schlösschens, das vorwiegend für Feiern genutzt wird.
Für das 100 Meter entfernte Dormero-Schlosshotel sind Tagungsgäste und Urlauber das Zielpublikum. Das Haus wird von Deutschlands jüngstem Hotelchef, Philipp Veigele (26), geleitet. „Die großen Hotelkästen, in denen man schwermütig werden kann, sind out“, sagte er. „Das ideale Business-Hotel“, so Wöhrl, sei übersichtlicher und liege in ruhiger, leicht erreichbarer Lage wie in Reichenschwand, wo wenig Ablenkung drohe. Das sei doch auch mal als Trainingslager für den Club geeignet. „Der Fußball-Platz daneben ist jedenfalls hervorragend in Schuss“, stellte Hobbykicker Marcus Wöhrl fest.cis