Die Natur ist die Quelle

NÜRNBERG - Der Rock-Gitarrist und seine Muse kommen mit „Blackmore’s Night“ und auffrisierter Renaissance-Musik in die Meistersingerhalle
Als Burg-Tourist verunsicherte Ritchie Blackmore, der gewandelte Stromgitarrist, auch Franken diverse Male – zwischen Schloss Stein und Burg Abenberg. Der Hard-Rocker im Ruhestand hat mit Muse und Freizeit-Hexe Candice Night zum Mittelalter gefunden. Am 11. September macht Blackmore’s Night mit auffrisierter Renaissance-Musik und ihrer „Band of Minstrels“ auf ihrer „Secret Voyage“-Tour in der Nürnberger Meistersingerhalle Station. Ein Gespräch, kurz vor dem Anpfiff eines Fußball-Länderspiels.
AZ: Ritchie und seine Muse Candice. Zwei wie Mars und Venus. Wie haben Sie sich kennen gelernt?
CANDICE NIGHT:Bei einem Benefizfußballspiel 1987. Eigentlich wollte ich nur ein Autogramm haben. Wir sahen uns an, er sagte mit diesem englischen Akzent: Du bist ein wunderschönes Mädchen.
RITCHIE BLACKMORE: Ich wollte sie unbedingt treffen und schickte einen meiner Roadies hinter ihr her. Wir trafen uns später und sprachen die ganze Nacht. Es war, als ob wir uns schon ewig kannten.
Sie waren damals in keiner guten Verfassung.
BLACKMORE: Ich habe mit vielen Dingen gebrochen, weil ich mich betrogen fühlte. Ich war enttäuscht, kraftlos und melancholisch.
NIGHT:Aber gemeinsam haben wir es geschafft, diese Melancholie in Kreativität zu verwandeln.
BLACKMORE:Sie hat mich geheilt.
Auch von den Drogen?
BLACKMORE:Ich habe niemals Drogen genommen. Ich trinke nur Bier.
NIGHT:Das stimmt. Keine Drogen, keine Tattoos, keine Piercings. Nur sein Bier darf man ihm nicht wegnehmen. (lacht)
Also war es eine gute Zeit.
BLACKMORE:Ohne sie hätte ich Blackmore's Night nie gestartet, obwohl es immer mein Traum war. Ich dachte schon, ich würde es niemals tun und dann trat sie in mein Leben…
In der Mythologie ist Venus die einzige, die Mars zu bändigen vermag.
BLACKMORE:Ich bin ja auch friedlich, wenn wir zusammen sind.
NIGHT:Ich denke er ist sehr viel friedlicher geworden, seitdem wir uns kennen.
Was ist die Inspirationsquelle für Ihre Musik?
BLACKMORE:Die Natur. Unser Haus liegt am Wasser mit einem Wald dahinter. Da kommen auch schon mal Beutelratten und Waschbären in unseren Garten. Wir selbst haben zwei Katzen.
NIGHT:Für unser aktuelles Album haben wir den Song ,The Circle' aufgenommen. Es ist ein sehr ökologischer und erdverbundener Song.Die Menschen müssen endlich aufwachen und etwas für diese Erde tun anstatt die Realität zu verleugnen.
Sie leben und arbeiten zusammen. Wie geht man mit dieser Intensität um, ohne allzu große Reibungsverluste?
BLACKMORE:Unser Leben kann man nicht mit einer Stempeluhr vergleichen. Die Musik ist ein Teil von uns, von unserer Persönlichkeit, unserer Seele…
NIGHT:Ohne sie wären wir unvollständig.
Und wie sieht die Arbeitsteilung im Hause Blackmore-Night aus?
NIGHT:Üblicherweise kommt Ritchie mit einer Melodie zu mir und ich versuche dann zu spüren, was diese Melodie mir sagen möchte.
Das heißt, Ritchie schreibt die Musik, Sie die Texte dazu?
NIGHT:Wir ergänzen uns gegenseitig. Ich kann mich in den Worten verlieren so wie Ritchie in der Musik. Worte sind sehr wichtig für mich. Ich male Bilder mit Worten.
BLACKMORE:Die Schwächen des einen sind die Stärken des anderen und umgekehrt. Aber letztendlich ist es immer eine gemeinsame Reise…
Candice, Sie haben die Hälfte Ihres Lebens mit Ritchie verbracht. Was schätzen Sie besonders an ihm?
NIGHT:Seine Ausdauer, Faszination und das Zusammenspiel auf so vielen verschiedenen Ebenen. Wir haben so viele Dinge gemeinsam, auch auf der spirituellen Ebene…
Er ist 27 Jahre älter als Sie.
NIGHT: Ich liebe ihn so wie er ist. Er ist der großzügigste Mensch, den ich kenne. Er lässt mir meine Freiheiten. Und er gibt immer 100 Prozent. Bei allem, was er tut.
Also doch perfekt. Er ist ja auch der Boss.
NIGHT:Und der Antrieb..
BLACKMORE:Ich bin nicht der Boss. Höchstens eine Galionsfigur… Hat eigentlich das Länderspiel schon begonnen?
Interview: Manfred Gregor