Die Luftbeobachter fliegen wieder

Bei der momentanen Hitze reicht ein Funke und der Wald steht in Flammen. Luftbeobachter suchen nach verräterischen Rauchwolken.
Christiane Gläser |
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Hettstadt – Nicht eine Wolke trübt den strahlend blauen Himmel. Die Sonne brennt heiß auf die Gras-Landebahn des Hettstadter Flugplatzes (Landkreis Würzburg). Im Schatten sind fast 30 Grad Celsius. Das Freibad ruft. Doch Michael Schäfenacker und Martin Gerbing zieht es in die Luft. In etwa 300 bis 450 Meter Höhe suchen sie nach Rauch. Die beiden sind Teil der bayerischen Luftrettungsstaffel. Sie wollen Feuer finden, bevor die Flammen unbemerkt ganze Wälder auffressen.

„Manche denken, wir schauen einfach nur raus. Aber wir schauen schon sehr bewusst hin“, sagt Luftbeobachter Gerbing und markiert auf seinem Mobiltelefon jede auffällige Sichtung. Das muss nicht immer Rauch sein. Auch Verkehrsstaus, Unfälle, Überschwemmungen, Schäden nach Stürmen, Ölfilme auf dem Main oder sogar Borkenkäfer-Befall im Spessart würde sich der 41-Jährige notieren. Die Luftrettungsstaffel (LRS) des Freistaats ist in Deutschland einzigartig.

„Katastrophenschutz wird auf Länderebene geregelt und Brandschutz kommunal. Deshalb unterscheiden sich die Konzepte von Bundesland zu Bundesland“, sagt Silvia Darmstädter vom Deutschen Feuerwehrverband. In Bayern stützt sich die Früherkennung komplett auf die Beobachtung aus einem Flugzeug – und auf Freiwilligkeit.

Rund 300 Piloten der regionalen Flugsportvereine fliegen ehrenamtlich die Vereinsmaschinen und suchen gemeinsam mit den etwa 350 Luftbeobachtern nach Bränden. Dafür starten sie von 32 Stützpunkten, die über ganz Bayern verteilt sind. Jederzeit einsatzfähig, sind sie seit den 1970er-Jahren fester Bestandteil des Katastrophenschutzes. „Das ist für uns unentbehrlich“, sagt Alfons Weinzierl, Vorsitzender des bayerischen Feuerwehrverbandes. Dank der LRS seien schon unzählige Brände frühzeitig entdeckt worden. „Das ist für uns gerade in dichten Waldgebieten wichtig – nicht nur wegen des Findens, sondern auch, weil die Piloten uns aus der Luft zum Brandherd führen.“

Die Piloten bekommen für ihren Einsatz kein Geld von der Regierung

Die Piloten bekommen für die von der Regierung angeordneten Rundflüge kein Geld. Nur die Flugstunden stellen die Vereine in Rechnung. Eine Flugstunde kostet etwa 180 Euro. „Das System hat sich auch insofern bewährt, als dass es mit Abstand das günstigste ist“, sagt Karl Herrmann, Präsident der Luftrettungsstaffel Bayern. Geld ist Schäfenacker und Gerbing nicht wichtig. „Ich mache das aus Überzeugung, aus Idealismus“, sagt Gerbing, der Netzwerkadministrator beim Würzburger Landratsamt ist und sich vor acht Jahren freiwillig gemeldet hat. Das System sei aber auch effektiv, sagt Staffelpräsident Herrmann. „Ein Fachmann kann die Informationen mit einem Blick erfassen, auswerten und eine Entscheidung treffen. Das kann ein Computer nicht.“

Schäfenacker entdeckt plötzlich eine Rauchsäule am Waldrand und lenkt sein Flugzeug in die Richtung. Nicht jeder Verdachtsfall ist wirklich ein Feuer. „Gerade im Sommer, wenn die Landwirte ihre Felder umpflügen, ist das sehr schwierig. Staub- und Rauchwolken sehen von oben gleich aus“, erzählt Gerbing. Meistens folgt Entwarnung. Auch diesmal. Nur eine Staubwolke aus der Kiesgrube.

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