Die Legende siecht
AHLEN - Club nur 1:1 in Ahlen und Platz 14. RW-Trainer Wück warnt: „Der FCN muss aufpassen, dass es nicht weiter runter geht.“ Dienstag die Jahres-Hauptversammlung. Kapitän Schäfer: "Das wird kein ruhiger Abend, aber wir stellen uns."
Für eine zumindest etwas entspanntere Jahreshauptversammlung morgen Abend im „CCN“ der Nürnberg Messe (Beginn: 18.30 Uhr) war’s zu wenig, das über weite Strecken wenig ansehnliche 1:1 des Club bei Aufsteiger Ahlen. Peter Perchtold hatte per Kopf die Führung für die Franken erzielt, nur sieben Minuten später besorgte Marco Reus bereits das Endergebnis (33.). Sieben Spiele, peinlich anmutende sechs Pünktchen auf dem Konto, Rang 14 – in Liga zwei. Die Legende siecht statt endlich zu siegen.
Der Vereinsführung und der Mannschaft wird beim alljährlichen Mitglieder-Treffen ein beißender Wind ins Gesicht wehen. Harmonie war gestern. Das nicht erst seit Sonntag aufgebrachte Club-Volk spuckt Gift und Galle. „Wir wissen, dass uns kein ruhiger Abend erwartet“, sagt Torhüter und Kapitän Raphael Schäfer. Aber: „Wir müssen und werden uns stellen. Schließlich haben wir uns die Suppe selbst eingebrockt.“ Und klammert dabei Michael Oenning ausdrücklich aus. Der 43-Jährige, ernüchtert, dass es nach dem erzwungenen Rückzug von Thomas von Heesen im fünften Liga-Anlauf unter seiner Regie wieder nix wurde mit dem heiß ersehnten, ersten Dreier: „Ich erwartete keine neue Trainerdiskussion.“
Teilweise zu blindes Anrennen
Weil er nach wie vor überzeugt ist, dass es aufwärts gehen wird, mit dem selbst ernannten und von Experten bestätigten Aufstiegsfavoriten Nummer eins. Als solcher präsentierte sich sein Club zumindest phasenweise in der ersten halben Stunde in Ahlen. Auch dank eineinhalb Überraschungen in der Startelf. Marco Engelhardt, die halbe Überraschung, kehrte für Jaouhar Mnari (verzichtet auf die WM-Quali mit Tunesien gegen die Seychellen und den Testkick gegen Frankreich) ins Team zurück. Und mit dem zuletzt ob seiner laschen Einstellung heftig kritisierten Mario Breska (für den hüftlahmen Isaac Boakye) hoffte Oenning, den richtigen Griff in die Wundertüte getätigt zu haben.
4-2-3-1 lautet das vermeintliche Erfolgsrezept. Ein System mit nur einer Spitze gegen konterstarke Ahlener, das Oenning nicht über- oder unterbewertet wissen will: „Ein System ist immer nur ein Handlungsplan, der innerhalb eines Spiels immer variabel gestaltet werden muss.“ Nach dem Ausgleichstreffer war von Flexibilität fast nichts zu sehen. Teilweise blindes Anrennen ließ alle zu Beginn aufkeimenden Hoffnungen platzen. Und allein Schäfer war es mehrfach zu verdanken, dass sich die Club-Krise nicht noch weiter verschärfte.
Christian Wück, Ex-Cluberer und Erfolgs-Trainer bei RW Ahlen, stellt folgende Ferndiagnose: „Nürnberg muss höllisch aufpassen, dass es nicht noch weiter abwärts geht. Ich habe das Gefühl, einige Profis sind sich viel zu schade für die Zweite Liga.“ Warum? Antworten von den siechenden Kickern gibt’s hoffentlich morgen. MaC, mh