Die Kunst allein zu Hause mit Tricks und Knete
NÜRNBERG - „Comeback des Jahres“: Sieben Studentinnen erheitern mit Arbeiten in der Nürnberger Akademie-Galerie.
Den Gleichstellungsbeauftragten braucht Mann nicht um Hilfe zu rufen, versichern Juli Sing (Leipzig) und Lisa Bergmann (Nürnberg), die beiden Anstifter der als Reihe angedachten Ausstellung „Das Comeback des Jahres“. Dass in Teil 1 – und gerade jetzt, wo sich, hohoho, wieder rotmantelige Weihnachtsmänner ins öffentliche Bild drängen – nur Frauen mit von der Partie sind, sei „keine Absicht“. Der ironische Unterton der sieben Jungkünstlerinnen, die sich in der Akademie-Galerie „noch vor dem Start“ zurückmelden, aber schon. Fragt doch der Untertitel: „Was macht die Kunst, wenn sie allein zu Hause ist?“
Sie baut sich offenkundig ihre eigene Welt. Wie Bele Albrecht, die in Zeichentrickfilmen mit 600 Bildern pro Loop dem Knet-Humor von Wallace & Gromit hinterher spürt. Gelb und Blau, so heißen die Figuren, schlafen endlos zusammen und kippen genauso regelmäßig aus der Bildfassung, ein blauer Knödel wird zum immerwährenden Essensspielball. Alexandra Nemecky hat einen weißen Schwungübungs-Vorhang ins Schaufenster gezeichnet, Lisa Bergmann umkreist freihändig mit Farbstiften Löcher in der Wand und erobert sich so in konzentrischen Schwingungsbeben die Fläche.
Jenny Dechene macht aus ihrem Gesicht in einer wandfüllenden Billigfoto-Collage einen kuriosen Wanderzirkus für Zigarette und Schnauzarbeit und sagt dazu: „Die Vorlage ist ein an Trickarmut kaum zu überbietendes Fehlersuchbild.“ Auch nicht ohne sind die Duett-Fotos von Juli Sing und Sarah Schlatter. Sie schlagen der unterstellten Einmaligkeit des Künstlers ein Schnippchen, in dem sie kurzerhand Klamotten und Perücken und damit Persönlichkeit tauschen. Von Sing, die – fei echt – in Träumen geboren wurde, stammt auch der Fries aus Lebkuchenherzen mit „I love Art“-Spritzguss für 10 Euro das Stück. Die Künstlerherzen sind verdächtig groß. Andreas Radlmaier
Akademie Galerie Nürnberg (Adlerstr. 10/12): bis 20. Dezember, 13-18 Uhr, 2. bis 9. Januar: Do + Sa 13-18 Uhr
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