Die Kantine wird zur Kinderstube

Damit die Eltern flexibler werden: Etliche mittelständische Unternehmen und Großkonzerne in Franken bieten während der Ferienzeit umfangreiche Programme für die Kinder ihrer Mitarbeiter
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Während die Eltern in der meisten Zeit der Ferien arbeiten, kümmert sich eine Betreuerin um den Nachwuchs.
dpa Während die Eltern in der meisten Zeit der Ferien arbeiten, kümmert sich eine Betreuerin um den Nachwuchs.

NÜRNBERG - Damit die Eltern flexibler werden: Etliche mittelständische Unternehmen und Großkonzerne in Franken bieten während der Ferienzeit umfangreiche Programme für die Kinder ihrer Mitarbeiter

Sechs Wochen Sommerferien – da reicht der Urlaub berufstätiger Eltern normalerweise nicht aus. Wohin mit den Kindern? Vor dieser Frage stehen viele Mütter und Väter. Auch Unternehmen erkennen das Problem zunehmend und gehen neue Wege – vom Mittelständler bis zum Weltkonzern. „Wenn die Mitarbeiter den Kopf freihaben, steigt die Arbeitsqualität“, sagt etwa Martin Thürmer, Personalleiter beim Stifte- und Kosmetikhersteller Schwan-Stabilo in Heroldsberg bei Nürnberg.

Gerade bei Aufgaben, die Kreativität und innovatives Denken erfordern, sei das wichtig, ist Thürmer überzeugt. Deshalb tollen zurzeit einige Dutzend Kinder durch die Firmengebäude in Heroldsberg, betreut von zwei angehenden Erzieherinnen und einigen Auszubildenden. Bis zu drei Wochen kann der Nachwuchs sich bei Malen, Basteln, Fußball spielen und Tischtennis die Zeit vertreiben und in der Kantine essen – ein Angebot, das auch Barbara Kunder dankbar annimmt: Die zweifache Mutter arbeitet bei Schwan-Stabilo im betriebsmedizinischen Dienst. Sie bringt die Töchter gleich morgens mit zur Firma.

"Wir hoffen, dass dadurch die Fehlzeiten sinken“, sagt Personalchef Thürmer. „Unser Ziel ist es außerdem, ein positives Arbeitgeber-Image aufzubauen und qualifizierte Mitarbeiter zu finden.“ Um das zu erreichen, gibt es noch weitere Angebote für Eltern wie Seminare und Vorträge, Infos über Beratungsstellen oder Gesundheitsmanagement. Ganz wichtig sind auch flexible Arbeitszeiten Schwan-Stabilo bietet mehr als 100 Teilzeitmodelle an. Das Ferienangebot hat für Thürmer noch einen Nebeneffekt: „Endlich ist mal was los in der Kantine.“

Bei einem Großunternehmen wie Siemens denkt man ähnlich wie bei dem fränkischen Familienunternehmen. Schwan-Stabilo „Die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Karriere ist ein strategisches Ziel bei Siemens“, heißt es bei dem Konzern. Das soll auch für die Sommerferien gelten. An 15 Standorten in Deutschland gibt laut Siemens-Sprecherin Silke Reh deshalb eine Ferienbetreuung für Kinder und Jugendliche zwischen drei und 16 Jahren; in Bayern können Mitarbeiter in Amberg, Augsburg, Forchheim, Fürth, Erlangen, Kemnath, München und Nürnberg davon profitieren.

Das größte Angebot gibt es in Erlangen, wo rund 1200 „Siemens-Kinder“ teilnehmen. Basteln, Sport und viele Ausflüge stehen auf dem Programm. Die Eltern zahlen zwischen 60 und 100 Euro pro Woche. Babysitterbörse, Betreuung in Krankheits- und Notfällen oder individuelle Arbeitszeitmodelle sind weitere Angebote, die die „Work-Life-Balance“, also ein ausgewogenes Verhältnis von beruflichem und privatem Leben, ermöglichen sollen.

In Schweinfurt beteiligen sich in den Ferien der Wälzlagerhersteller SFK sowie die Autozulieferer Schaeffler und Bosch Rexroth Mechatronics am Projekt „Sommerkinder“.Vier Wochen lang wird eine Schule umfunktioniert in das Lager der „Sommerkinder“, berichtet SKF-Sprecher Walter Ragaller. Die Schweinfurter Unternehmen geben einen Zuschuss, so dass die Eltern für eine Stunde Betreuung nur 2,50 Euro zahlen müssen. Ein warmes Mittagessen gibt es auch.

Bisher hätten viele Mitarbeiter in der Ferienzeit Urlaub genommen, nur weil Kita oder Schule geschlossen waren. Nun seien die Eltern viel flexibler. Stephan Maurer

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