Die Job-Angst geht um

Geplanter Stellenabbau bei Osram und Fujitsu Siemens Computers - Verlagsgruppe Weltbild steht in Verkaufsverhandlungen
von  Abendzeitung
Mehr als 100 Mitarbeiter von Osram protestierten am Mittwoch in Augsburg gegen den geplanten Abbau von rund 500 Arbeitern.
Mehr als 100 Mitarbeiter von Osram protestierten am Mittwoch in Augsburg gegen den geplanten Abbau von rund 500 Arbeitern. © dpa

AUGSBURG - Geplanter Stellenabbau bei Osram und Fujitsu Siemens Computers - Verlagsgruppe Weltbild steht in Verkaufsverhandlungen

In Augsburg wächst die Job-Angst: Mit den 2500 Mitarbeitern des PC-Herstellers Fujitsu Siemens Computers und den Osram-Mitarbeitern, von denen am Mittwoch 1000 gegen Stellenabbau demonstrierten, bangen auch die Angestellten der Weltbild-Verlagsgruppe um ihre Jobs. Gesellschafter der Verlagsgruppe sind 14 katholische Diözesen – darunter München-Freising (13,2 Prozent Anteile) und Augsburg (11,7 Prozent). In einem flammenden Appell wandten sich die Mitarbeiter nun an die „Hochwürdigsten Herren Bischöfe“.

Appell an die "Hochwürdigsten Herren Bischöfe"

Knapp 2000 Mitarbeiter in Augsburg hatten es aus der lokalen Zeitung erfahren: Ihr Arbeitgeber steht in Verkaufsverhandlungen. Als Interessenten kursieren Bertelsmann, Thalia, Hugendubel und Holtzbrinck. Seitdem herrscht Angst. Der Augsburger Verdi-Fachbereichsleiter Berhold Schleidt befürchtet „eine Zerschlagung“ des Unternehmens. Bis gestern warteten die Mitarbeiter vergeblich auf genauere Informationen aus der Geschäftsführung.

Das vor über 50 Jahren als kleiner, kirchlicher Zeitschriftenverlag gegründete Unternehmen ist groß: Rund 7400 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile für Weltbild, im vergangenen Geschäftsjahr machte die Firma 1,94 Milliarden Euro Umsatz.

Weltbild gehört zu den größten Internet-, Buch- und Medienhandelsunternehmen. Unter den Versandunternehmen gehört es zu den Top 3, bei den Online-Buchhandlungen ist Weltbild die Nummer 2. Neben Büchern, Musik, DVDs, Software & Games gehören auch Kleinelektronik, Geschenkartikel und Spielzeug zum Programm.

Umsatz auch mit Erotik und dem kirchenfeindlichem Thriller "Sakrileg"

Ist der Kirche das Unternehmen zu groß und auch zu weltlich geworden? Intern wird gemunkelt, den Bischöfen missfalle, dass das Unternehmen auch mit Erotik, Esoterik und kirchenfeindlichen Kassenknüllern wie dem Thriller „Sakrileg“ Umsatz macht.

Weltbild selbst hat stets seine „Verantwortung gegenüber Kunden, Gesellschaftern und Mitarbeitern“ betont. Auf der Homepage heißt es, tägliche Herausforderung des Unternehmens sei es, „christliche Weltanschauung mit den Erfordernissen des Marktes überzeugend in Einklang zu bringen“.

Genau daran appellieren die Mitarbeiter: Sie fordern die Bischöfe auf, „ihre ethische und christliche Verantwortung nicht der Höhe des möglichen Erlöses zu opfern.“ Laut Verdi ist von einer Kaufsumme von bis zu 1,5 Milliarden Euro die Rede.

Gestern sammelte der Betriebsrat Unterschriften für eine Garantie des Standortes und den Erhalt der Arbeitsplätze. Die Liste soll heute dem Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Donaubauer, gleichzeitig Finanzdirektor der Diözese Augsburg, überreicht werden. Er sagte gestern zur AZ: „Ich verstehe die Sorge der Mitarbeiter sehr gut. Aber man muss auch die Chancen sehen. Wir prüfen sorgfältig und mit Bedacht.“ Nina Job

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