Die Jagd nach dem Taximörder
Die Angst geht wieder um am Bodensee. Der Mann, der vor knapp einem Jahr im Landkreis Konstanz eine Taxifahrerin umgebracht und eine weitere brutal vergewaltigt hat, sitzt nicht mehr sicher hinter Schloss und Riegel
WIESLOCH Die Angst geht wieder um am Bodensee. Der Mann, der vor knapp einem Jahr im Landkreis Konstanz eine Taxifahrerin umgebracht und eine weitere brutal vergewaltigt hat, sitzt nicht mehr sicher hinter Schloss und Riegel. Dem verurteilten Mörder Andrej Welz ist am Samstag die Flucht aus der geschlossenen Psychiatrie in Wiesloch bei Heidelberg gelungen. Er hatte gerade einmal drei Monate seiner lebenslangen Haftstrafe abgesessen.
Das Stuttgarter Landeskriminalamt hat sofort eine bundesweite Großfahndung nach dem gefährlichen Deutsch-Russen eingeleitet. Hubschrauber überfliegen die dichten Wälder der Region, Polizeibeamte verhören Bekannte, Freunde und Verwandte des Taximörders. Zwei Frauen wollen Andrej Welz am Samstag nördlich von Nußloch und Leimen gesehen haben. Doch trotz intensiver Fahndung fehlt von dem 29-Jährigen weiterhin jede Spur. Die Ermittler haben alle Taxifahrer der Bodensee-Umgebung alarmiert und über Radio davor gewarnt, Anhalter mitzunehmen. Da der Flüchtige über Kontakte in der Region verfügt, wird nicht ausgeschlossen, dass er dorthin unterwegs ist.
Wie ihm die Flucht aus der geschlossenen Anstalt überhaupt gelingen konnte, ist noch rätselhaft. Die psychiatrische Klinik für besonders gefährliche Straftäter, in der er seit Februar einsaß, gilt als hoch gesichert, mit Schleusen und fünf Meter hohen Mauern. Fest steht bislang nur, dass der 29-Jährige während eines Hofgangs verschwunden ist – und das, obwohl er an den Füßen gefesselt war. Sein Verschwinden wurde gegen 10.30 Uhr bemerkt. Klinikmitarbeiter und Polizeikräfte suchten stundenlang die Räume der psychiatrischen Klinik und die rund 100 Hektar große Parkanlage mit Spürhunden ab. Schließlich finden sie die Fußfessel des Mannes. Dann steht fest: Dem Taximörder vom Bodensee ist das vermeintlich Unmögliche gelungen.
Der dunkelblonde Mann mit den auffällig grünen Augen und dem jungenhaften Auftreten trug zuletzt ein weißes T-Shirt und eine graue Trainingshose. Die Ermittler stufen Andrej Welz als äußerst gewaltbereit ein. Im Prozess vor rund vier Monaten vorm Landgericht Konstanz hatte der 29-Jährige die Anwesenden zutiefst schockiert, als er mit einer Sturmhaube den Gerichtssaal betrat und seine perversen Sex-Fantasien offenbarte. Er gestand, dass er beide Taxifahrerinnen erst töten und dann vergewaltigen wollte. Die Lust am Sex mit einer Leiche – ein Gutachter bescheinigte dem Taximörder deswegen schwere Persönlichkeitsstörungen. So wurde er nach seiner Verurteilung auch nicht im Gefängnis, sondern wegen verminderter Schuldfähigkeit in einer Psychiatrie untergebracht.
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