Die Geiseln von Deutschlands dümmstem Bankräuber

Cindy und Sabrina hatten Todesangst. Jetzt wurde Nusrat K. für den Überfall auf die Sparkasse in der Färberstraße verurteilt
NÜRNBERG Deutschlands dümmster Bankräuber – am Donnerstag schickte ihn das Nürnberger Landgericht für fünfeinhalb Jahre hinter Gitter!
Sabrina (22) und ihre Arbeitskollegin Cindy (21) wirkten gestern ganz entspannt, als sie im Gerichtsflur auf ihre Zeugenaussage warteten. Am Abend des 24. September letzten Jahres war das ganz anders. Da schwebten die beiden jungen Frauen und ein weiterer Kollege in Todesangst. „Ich habe nur darauf gewartet, dass der Schuss losgeht“, sagte Sabrina.
Zu diesem Zeitpunkt, kurz nach 18 Uhr, stand Nusrat K. (55) in der Sparkassen-Filiale in der Färberstraße vor ihnen, hielt in der einen Hand eine Pistole, in der anderen eine Plastiktasche. „Da ist eine Bombe drin“, sagte er. Hinterher stellte sich heraus, dass die Schusswaffe eine Attrappe war und die vermeintliche Bombe eine Lüge. Doch das konnten die Bankangestellten nicht wissen – und folgten deshalb den Anweisungen des maskierten Räubers. Ganz am Anfang, als sie von dem Räuber im Hausflur abgepasst wurden, hatten die beiden Frauen wegen der ungeschickten Vorgehensweise des Täters noch an einen Scherz geglaubt.
„Ich mache dir nichts, wenn du brav bist“
Nusrat K. indessen meinte es ernst und verlangte Geld aus dem Tresor. Diesen „Wunsch“ konnten ihm die beiden Frauen und ein ebenfalls anwesender Kollege jedoch zu so später Stunde nicht erfüllen. Der Kassier, der den Schlüssel hatte, war längst heimgegangen.
Nusrat K., der eine Woche zuvor die Bank schon einmal überfallen wollte, dann aber den Mut verlor, als er vor dem Haus stand, kündigte an, die drei Bankangestellten als Geiseln zu nehmen und bis zum nächsten Morgen auf den Kassier zu warten. Als er Klebeband und Fesseln auspackte, begann Sabrina zu weinen – und Nusrat K. ließ sich erweichen: „Ich mache dir nichts, wenn du brav bist.“ Er verzichtete darauf, der jungen Frau Fesseln anzulegen und beging dadurch seinen nächsten Fehler: Sabrina nutzte die Gunst der Stunde und drückte heimlich auf einen Alarmknopf.
Davon bekam Nusrat K. nichts mit. Er ließ sich dazu überreden, sich mit dem Hartgeld aus der Kassenbox zufrieden zu geben. 2300 Euro packte er seelenruhig in zwei Tüten, dirigierte seine Geiseln in einen Kellerraum und sperrte die Türe ab. Zu dem Zeitpunkt hatte die Polizei die Sparkassen-Filiale aber längst umstellt. Als Nusrat K. mit seiner Beute das Gebäude verließ, lief er den Beamten direkt in die Arme.
Vor Gericht redete Nusrat K. nicht lange herum und legte ein Geständnis ab.
Helmut Reister