Die Geiseln sind frei
ANKARA - Die Eilmeldung kam kurz nach Mittag. Die drei von der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK entführten bayerischen Bergsteiger sind nach zwölf Tagen wieder frei. Die Entführer ließen sie einfach auf der Flucht zurück.
Der Gouverneur der Provinz Agri sagte, die Entführer hätten ihre Geiseln auf einem Hügel zurückgelassen und seien geflüchtet. Etwa eine halbe Stunde später seien die Deutschen von paramilitärischen Truppen abgeholt worden.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier bestätigte die Freilassung der drei Männer: „Es geht ihnen den Umständen entsprechend gut“, sagte er. Sie befänden sich in „sicherer Obhut deutscher und türkischer Behörden“. Auch Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein zeigte sich erleichtert. Die Freigelassenen seien „wohlbehalten und äußerlich unversehrt“, sagte er. Anfang der Woche könnten sie nach Bayern zurückkehren, sagte Innenminister Joachim Herrmann. Zuerst sollen sie in Ankara medizinisch untersucht werden. Der TV-Sender CNN-Türk berichtete, die Männer befänden sich in der Grenzstadt Dogubayazit.
Elfriede Hainzlmeier (68) in Abensberg erfuhr durch die Presse von der Freilassung ihres Bruders Helmut (65), der die Reise organisiert und sich freiwillig als Geisel in die Hände der Entführer begeben hatte. Die ehemalige Krankenschwester sagte der AZ: „Ich bin überwältigt und genieße den Sonntag. Ich bin tief bewegt.“
Mit Helmuts Frau Ingrid hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesprochen. Helmut Hainzlmeiers Sohn Klaus (40), der selbst in der Gruppe dabei war und mit den anderen Bergsteigern früher nach Deutschland zurückkehrte: „Wir freuen uns alle riesig, warten aber auf weitere Informationen.“
Die Bergsteiger aus Ober- und Niederbayern waren am 8. Juli am Berg Ararat (5137 Meter) in der Osttürkei verschleppt worden (AZ berichtete). Zusammen mit zehn anderen Alpinisten waren sie auf dem Berg mit Genehmigung der Behörden unterwegs. Sie hatten in 3200 Metern Höhe ihr Camp aufgeschlagen, als sie von einer PKK-Gruppe überfallen wurden. Die PKK kämpft auch mit Anschlägen in Touristengebieten für einen eigenen Staat der Kurden oder zumindest ein Autonomiegebiet im Südosten der Türkei.
Nach dem Überfall waren die verbliebenen Teilnehmer der Tour vor gut einer Woche nach Deutschland zurückgekehrt – und die Sorge der Angehörigen um die Entführten wuchs. Die Zeit, in der ihr Bruder gefangen war, habe sie mit „Glauben und Gebeten“ überstanden, sagte Elfriede Hainzlmeier gestern der AZ. „Ich habe auch sehr um die anderen beiden gebangt“, ergänzt die 68-Jährige. „Die wollten doch auch nur auf den Berg hoch. Bergsteiger haben mit Politik nix zu tun.“
Thomas Gautier, Sandra Petrowitz