Die Felsengänge: So sieht’s unter Nürnberg aus

Ab sofort gibt's wieder Führungen durch die unterirdischen Befestigungsanlagen.
NÜRNBERG Hätten Sie es gewusst? Vor fast 500 Jahren waren die Nürnberger Burgbasteien die modernste Befestigungsanlage nördlich der Alpen! Dort, wo jetzt im Sommer alljährlich das Bierfest im Graben stattfindet, baute man um 1545 die teils bis zu 15 Meter hohen Wände extra schräg zur Position von Angreifern hin. Durch den genialen Trick sollten feindliche Kanonenkugeln an den schiefen Fronten abprallen statt sie zu durchschlagen.
Diese raffinierten Anlagen kann man jetzt – wie auch die historischen Felsengänge – ab sofort wieder täglich um 16 Uhr bei den unterirdischen Führungen durch die imposanten, fünf Meter hohen Kasematten-Gewölbe besichtigen. Der Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V. bietet sie bis Ende Oktober an, Treffpunkt ist die Bergstraße 19.
Bereits 1527 hatte sich der Maler Albrecht Dürer auf Holzschnitten mit Fragen der Befestigungslehre beschäftigt, denn im Mittelalter musste man immer damit rechnen, dass die Stadt von Feinden erstürmt wird, trotz Stadtmauer und Wachtürmen.
Das mittelalterliche Nürnberg wurde nie belagert
1538 machte der maltesische Festungsexperte Antonio Fazuni Vorschläge zur Modernisierung der Verteidigungsanlagen, danach wurde sechs Jahre lang umgebaut. Wie teuer es kam, ist schwer zu schätzen. Doch eines weiß man: Die Standfestigkeit der gezackten Mauern wurde nie überprüft. Denn: „Zu einer ernsthaften Belagerung von Nürnberg ist es danach nie gekommen“, erklärte Oliver Schmidtgen vom Förderverein Nürnberger Felsengänge. cis