Die D-Mark taucht noch auf

14 Milliarden der alten Währung sind in Deutschland im Umlauf – täglich wird sie auch in Nürnberg eingetauscht
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Bundesbank-Direktor Werner Wagner gibt zu: „Bei richtig großen Anschaffungen rechne ich den Betrag schon noch mal in D-Mark um. Das ist die Macht der Gewohnheit.
bayernpress Bundesbank-Direktor Werner Wagner gibt zu: „Bei richtig großen Anschaffungen rechne ich den Betrag schon noch mal in D-Mark um. Das ist die Macht der Gewohnheit.

NÜRNBERG - 14 Milliarden der alten Währung sind in Deutschland im Umlauf – täglich wird sie auch in Nürnberg eingetauscht

Wenn es ums Geld geht, ist Werner Wagner (58), Direktor der Deutschen Bundesbank-Niederlassung in Nürnberg, nur schwer zu beeindrucken. Doch ein Umstand setzt selbst den erfahrenen Banker in Erstaunen: die Menge der D-Mark-Scheine, die auch sieben Jahre nach Einführung des Euro noch immer unterwegs sind.

Es sind meist kleinere Beträge, die umgetauscht werden sollen

Täglich eilen bis zu 70 Kunden in die Bundesbank-Filiale gegenüber dem Hauptbahnhof, um „altes“ Geld in die „neue“, europaweit geltende Währung umzutauschen. Wagners Worten zufolge sind es meistens kleinere Beträge, die umgetauscht werden sollen. Mit Pfennigen gefüllte Sparbüchsen, die irgendwo auf dem Dachboden schlummerten, ein 100-Mark-Schein, der zwischen den Seiten eines Buchs klemmte, Bargeld in einer ausgedienten Mehldose. Wagner: „Oft wird bei Wohnungsauflösungen betagter Menschen, die gestorben sind oder in ein Heim kamen, noch ein Bargeldversteck entdeckt.“

Der Einfalls-Reichtum heimlicher Sparer kennt keine Grenzen.

Kleingeld muss es nicht immer sein. Bundesbank-Direktor Wagner braucht nur ein paar Wochen zurückzublicken: „Bei der Renovierung einer Wohnung wurden im Rollokasten eines Fensters sage und schreibe 40000 Mark entdeckt. Die Handwerker, die das Geld fanden, haben es sofort dem Wohnungsinhaber übergeben.“ Geldscheine in der Matratze, unter einem Dachsparren, in einer alten Kühltruhe im Keller: Der Einfalls-Reichtum heimlicher Sparer kennt keine Grenzen.

Wo stecken 14 Milliarden D-Mark?

Wer mit mehr als 10000 Mark am Umtausch-Schalter der Deutschen Bundesbank auftaucht, muss sich eine detektivische Durchleuchtungs-Aktion gefallen lassen: „Wir müssen feststellen, ob durch solche Umtauschaktionen ein Fall von illegaler Geldwäsche vorliegen könnte. Dazu sind wir gesetzlich verpflichtet“, beschreibt Wagner die übliche Vorgehensweise. Berechnungen der Bundesbank haben ergeben, dass derzeit noch immer 14 Milliarden D-Mark, die Hälfte davon Münzen, nicht umgetauscht worden sind. Wo sie stecken? Diese Frage können auch die Analysten der Bundesbank nicht schlüssig beantworten.

Die Macht der Gewohnheit

Sie ziehen aber in Betracht, dass es sich bei einem erheblichen Teil davon um Erlöse aus kriminellen Machenschaften handeln könnte. „Da kann es durchaus sein, dass es Schwierigkeiten beim Umtausch gibt, weil dadurch Hinweise auf die Hintermänner geliefert werden könnten“, sagt eine Bundesbank-Sprecherin. Direktor Werner Wagner, dessen Haus die Geschäftsbanken mit dem nötigen Bargeld beliefert, hat sich blitzschnell auf die Euro-Währung einstellen müssen: „Ich verschwende bei den alltäglichen Geschäften keinen Gedanken mehr an die D-Mark.“ Doch dann rückt er mit einem kleinen Geheimnis heraus: „Na ja, bei richtig großen Anschaffungen, rechne ich den Betrag schon noch mal in D-Mark um. Das ist die Macht der Gewohnheit.“ Helmut Reister

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