Die Brückenstürzer - Prozess gegen Baufirma

Wer hat Schuld an der Katastrophe in Franken? Die Ermittlungen gegen die Baufirma stehen vor dem Abschluss. Es ist nicht das erste Unglück für das Unternehmen.
von  Helmut Reister
2016: Einsatzkräfte suchen bei Werneck nach verschütteten Personen. Bei dem Brücken-Einsturz ist ein Bauarbeiter gestorben.
2016: Einsatzkräfte suchen bei Werneck nach verschütteten Personen. Bei dem Brücken-Einsturz ist ein Bauarbeiter gestorben. © Nicolas Armer/dpa

Werneck - Auf ihrer Internetseite klopft sich die Firmengruppe Max Bögl aus der Oberpfalz kräftig auf die eigene Schulter. Von "6.000 hoch qualifizierten Mitarbeitern" im Betrieb ist unter anderem die Rede. Ist das wirklich so?

Die Staatsanwaltschaft in Schweinfurt ermittelt schon seit zwei Jahren, wer für den Einsturz einer im Bau befindlichen Autobahnbrücke bei Werneck in Unterfranken verantwortlich ist. Ein Arbeiter starb damals, mehr als ein Dutzend seiner Kollegen wurden zum Teil schwer verletzt.

Ausgeführt wurden die Arbeiten unter der Regie des oberpfälzischen Konzerns. Ermittelt wird laut Auskunft der Schweinfurter Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung. Das Verfahren richtet sich gegen einen Prüfingenieur und zwei für die Berechnung und Umsetzung der Statik zuständigen Verantwortlichen.

Gutachten: War Baufirma für Unfall verantwortlich?

Den Angaben von Oberstaatsanwältin Ursula Haderlein zufolge habe ein Gutachten ergeben, dass bestimmte Verbindungselemente unterdimensioniert gewesen und "als primäre Einsturzursache" anzusehen seien. Die Behördensprecherin geht davon aus, dass die Ermittlungen noch im Mai abgeschlossen werden könnten. An den strafrechtlichen Vorwürfen selbst habe sich während des Ermittlungsverfahrens grundsätzlich nichts geändert.

2012 rast ein Zug aus Krakau in die Trümmer. Es gibt acht Tote

Die Firmengruppe Max Bögl, die schon früher zu verstehen gegeben hat, sich während der laufenden Ermittlungen der Schweinfurter Staatsanwaltschaft nicht weiter zu äußern, steht wegen des Zusammenbruchs von Brücken nicht zum ersten Mal im Visier von Ermittlungsbehörden.

Sechs Jahre lang wurde von tschechischen Ermittlern und Gerichten die Ursache für den Einsturz einer Brücke bei Studenka untersucht, die zu einer Katastrophe geführt hatte. Im August 2012 war der Fernzug von Krakau nach Prag nahezu ungebremst in die Trümmer gerast. Acht Fahrgäste starben, fast 100 wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Durchgeführt wurden die Arbeiten von der deutsch-tschechischen Firma "Bögl a Krysl", an dem das Neumarkter Unternehmen laut eigenen Angaben zu zwei Dritteln beteiligt ist.

Welche Personen letztendlich für den Kollaps des Bauwerks verantwortlich waren, konnten die tschechischen Behörden aber nicht mit der erforderlichen Sicherheit herausfinden. Das Verfahren wurde erst vor wenigen Monaten weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit eingestellt.

Ursache zu finden ist äußerst schwierig

Ähnlich schwierig gestaltet sich die Ursachenforschung auch beim Einsturz einer Brücke im slowakischen Kurimany im Jahr 2008, bei dem vier Bauarbeiter zu Tode kamen und 14 verletzt wurden. Auch in diesem Fall sollen unzulängliche statische Berechnungen zum Einsturz geführt haben, auch in diesem Fall hatte "Bögl a Krysl" den Auftrag. Das Verfahren vor dem slowakischen Gericht wurde bis heute nicht abgeschlossen. Die Beteiligten schieben sich die Verantwortung gegenseitig zu.

Nach der Katastrophe in Studenka wurde heftig kritisiert, dass trotz der Vorgeschichte erneut das Unternehmen "Bögl und Krysl" den Zuschlag für den öffentlichen Auftrag erhalten hatte. In dem aktuell laufenden Verfahren in Schweinfurt spielt diese Vorgeschichte keine Rolle. "Das fällt nicht in unseren Zuständigkeitsbereich", erklärte Oberstaatsanwältin Ursula Haderlein dazu.

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