Die AZ trauert um Helmut Reister

Wäre in einem Kinofilm die beinahe schon klischeehafte Rolle eines Investigativ-Journalisten zu vergeben, Helmut Reister wäre die Idealbesetzung gewesen.
Das Telefon am Ohr, die Zigarette im Mundwinkel, mit markant-rauer Stimme freundlich, aber überaus beharrlich nachhakend, mit der freien Hand Notizen machend: So hat Reister in den vergangenen Jahrzehnten gearbeitet – und das mit beachtlichem Erfolg.
Er hat im Vermisstenfall um die neunjährige Peggy Knobloch († 2001) immer wieder erstaunliche Fakten zutage gefördert. Genau wie im Justizskandal um Gustl Mollath.
Reister deckte die sogenannte Modellbau-Affäre auf
Wenn er Unrecht oder Korruption witterte, ließ Reister nicht locker – selbst wenn sich die Arbeit über Jahre hinzog.
Er deckte beispielsweise die sogenannte Modellbau-Affäre auf: Der Psychiater und Forensiker Hubert Haderthauer ließ einen inhaftierten Dreifachmörder kunstvolle Oldtimer-Modelle fertigen, die teuer verkauft wurden – im Gegenzug bekam der Gefangene sonderbare Hafterleichterungen.
"Journalismus ist immer investigativ", hat Helmut Reister gern gesagt, "wenn er es nicht ist, ist das kein Journalismus."
Reisters jüngste Story erschien am 29. Dezember
AZ-Leser kennen und schätzen seine Arbeit. Bis 2012 war Reister Chefreporter der Nürnberger Ausgabe; seither schrieb er für die Abendzeitung München, seine jüngste Story ist am 29. Dezember erschienen. Es wird seine letzte bleiben.
In dieser Woche ist Helmut Reister im Alter von 69 Jahren gestorben. Er ist daheim in seinem Bungalow in Nürnberg friedlich eingeschlafen.
Helmut Reister hinterlässt eine erwachsene Tochter – und eine Katze, um die sich die Nachbarn kümmern werden. Die AZ trauert um einen humorvollen, einzigartigen Kollegen – und einen gewitzten und hartnäckigen Vollblut-Reporter wie aus einem Kinofilm. Einem guten.