Die AZ erklärt den Zoff um den Umbau der Stadtbibliothek
Das Projekt soll über 24 Millionen Euro kosten – und ist schon umstritten, bevor es überhaupt losgeht.
NÜRNBERG Die Stadtbibliothek ist zu klein. Die Verwaltung braucht neue Räume: Vor zehn Jahren schon beschlossen die Nürnberger Stadträte, dass der Komplex am Gewerbemuseumsplatz umgebaut und erweitert wird. Nach vielen Diskussionen haben sie das Architekturbüro Kappler mit der Planung beauftragt. 24,5 Millionen Euro sind für das Projekt eingeplant. Doch jetzt gibt’s Ärger! Die Altstadtfreunde machen gegen den Bau mobil. CSU und Freie Wähler fordern eine Neuplanung. Und auch die Architektenvereinigung Baulust stänkert gegen den Entwurf...
Dabei wurde der bereits mehrfach verändert. Zum einen, weil von der Stadtbibliothek immer mehr Platz gefordert wurde. Zum anderen, weil Dietrich Kapplers Architekten-Kollegen nicht mit seinen Plänen einverstanden waren. Sie sitzen im Baukunstbeirat und begutachten – quasi als Architektur-Polizei – alle großen Bauprojekte in der Stadt. Beim Luitpoldhaus-Entwurf wurden die Dachform, die Fassaden-Gestaltung, die Fensterformen und die Maßstäblichkeit des Gebäudes im Bezug zur umgebenden Bebauung kritisiert.
Im Fall Stadtbibliothek geht es aber auch um die Konkurrenz der Büros untereinander. Einer der Wortführer gegen den Kappler-Entwurf hatte selbst einen Plan eingereicht – und war unterlegen.
Freie Wähler wollen Baumanns Rücktritt
Die Altstadfreunde, die bei den Sitzungen des Baukunstbeirats ebenfalls dabei sind, haben bei dessen letzter Sitzung, so deren Vorsitzende Inge Lauterbach, erstmals dieDimensionen des Baus erkannt – zu groß, das passt nicht in die Umgebung. Seit einer Woche sammelt die Vereinigung, die auch schon den ersten Bebauungsplan für den Augustinerhof mit einem Bürgerentscheid zu Fall gebracht hat, wieder Unterschriften.
Derweil gibt es auch Polit-Zoff. Nürnbergs Freie Wähler-Chef Jürgen Dörfler fordert Baureferent Wolfgang Baumann „wegen Unfähigkeit“ zum Rücktritt auf. Die Rathaus-CSU will eine Neuplanung am jetzigen Standort. Das Raumangebot solle dazu abgespeckt werden, damit der Bau nicht so wuchtig ausfallen muss. „Der Versuch, alle Anforderungen auch architektonisch akzeptabel zu integrieren, ist an der Fülle der Aufgaben gescheitert“, so Fraktions-Chef Michael Frieser. Nur die Rathaus-SPD hält am Entwurf fest. „Da wurde jetzt lange genug diskutiert“, so Fraktions-Vize Lorenz Gradl zur AZ. „Wenn wir nicht schnell beginnen, verlieren wir neun Millionen Euro Zuschüsse von der Städtebauförderung. Dann wäre das Projekt auf lange Zeit gestorben.“ mir
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