Die 100 000-Euro-Messe
REGENSBURG - Zum Geburtstag von Georg Ratzinger, Bruder des Papstes, geben die Regensburger Domspatzen ein Konzert im Vatikan. Die geschätzten Kosten von rund 100 000 Euro will das Bistum Regensburg durch Spenden, zwei Konzerte und den Verkauf von CDs und DVDs wieder einnehmen. Den Rest zahlt die Kirche selbst - mit Steuergeldern.
Letztes Jahr bekam Prälat Georg Ratzinger von seinem Bruder, Papst Benedikt XVI., einen Fußwärmer zu Weihnachten. Immerhin. Am 15. Januar feiert der Papstbruder seinen 85. Geburtstag. Und da darf es ein bisschen mehr sein – finden zumindest die Diözese Regensburg und die Domspatzen.
100000 Euro wollte die Diözese laut dem Nachrichtenmagazin „Focus“ für die Finanzierung einer Messe zum Geburtstag von Georg Ratzinger in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan am 17. Januar ausgeben. Das Geld stamme aus Kirchensteuern und Mieteinnahmen. Doch als Kritik von Gläubigen laut wurde, gab das Bistum Regensburg gestern nach einer Krisensitzung nun eine Erklärung ab: „Das Orchesterkonzert mit den Domspatzen in der ,Sixtina’ wird aus Spenden, dem Verkauf von CDs/DVDs und dem Haushalt der Diözese finanziert.“
"Wir hoffen, dass es sich selbst finanziert"
Der Plan des Bistums: Einzelpersonen und Firmen sollen spenden. Außerdem will das Bistum die Kosten im Nachhinein durch den Verkauf von Tonträgern der Messe decken. Zwei Auftritte der Domspatzen, bei denen das Konzert nochmals aufgeführt wird, sollen zusätzlich Geld in die Kasse spülen. „Den Rest zahlt die Diözese“, sagt Bistumssprecher Jakob Schötz. „Aber wir hoffen, dass es sich selbst finanziert.“ Wie viel Spendengelder bereits gesammelt wurden, wollte er nicht mitteilen. Da die Planungen noch nicht abgeschlossen seien, stünden auch die Kosten für das Konzert noch nicht fest, meinte Schötz.
Georg Ratzinger hatte sich zu seiner Feier die Messe in c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart gewünscht. Dafür werden 90 Regensburger Domspatzen und 37 Musiker des Linzer Barockorchesters L'Orfeo nach Rom eingeflogen. Der Vorschlag, für den Papstbruder in Rom zu singen, war von den Domspatzen selbst gekommen. Ratzinger hatte den Chor drei Jahrzehnte lang geleitet.
Sigrid Grabmeier, stellvertretende Vorsitzende der Laienorganisation „Wir sind Kirche“ in der Diözese Regensburg, kritisiert die Pläne: „Die Kirchensteuergelder sollten den Zahlern zugute kommen. Die Herren aus dem Domkapitel sollen dies aus ihrer eigenen Schatulle zahlen.“ Dem Bistum wirft sie vor, sich mit der Feier in Rom profilieren zu wollen.
An sich gönnt sie Ratzinger ja ein Fest. Das Geld werde aber eher für die Seelsorge in Krankenhäusern oder andere Projekte gebraucht. Georg Ratzinger wollte sich gestern nicht zu den Planungen für seine Geburtstagsfeier äußern.
Christoph Landsgesell