Die 10 größten Erziehungs-Irrtümer

Zwei Erlanger Mediziner räumen in ihrem gerade erschienen Elternratgeber mit den gängigen Fehlern auf.
von  Abendzeitung
Der Erlanger Professor Gunther Moll ist einer der Autoren des Ratgebers.
Der Erlanger Professor Gunther Moll ist einer der Autoren des Ratgebers. © privat

Zwei Erlanger Mediziner räumen in ihrem gerade erschienen Elternratgeber mit den gängigen Fehlern auf.

ERLANGEN Setzen Sie sich auf den Boden zu Ihren Kindern und lachen Sie! Mit ungewöhnlichen Tipps wie diesen warten die Erlanger Mediziner Professor Gunther Moll und Professor Ralph Darwis in ihrem gerade erschienen Elternratgeber „Die 10 größten Erziehungsirrtümer“ auf. Die Experten für Kinder- und Jugendpsychologie vom Uniklinikum Erlangen brechen eine Lanze für einen entspannteren Umgang mit den Kleinsten – gerade in der heutigen Zeit, in der bereits die Kinder einem enormem Leistungsdruck ausgesetzt sind.

Die Irrtümer-Top Ten:

1. Eltern brauchen einen Erziehungsführerschein: Diesen Eindruck versucht die Politik zu erwecken. Sie suggeriere, wertvolle Erziehung fände nur unter fachlicher Hand in Krabbelgruppen oder Frühförderprogrammen statt. Professor Moll, selbst Vater von drei Kindern: „Babys brauchen keine sozialen Happenings. Babys brauchen Eltern und vor allem Liebe. Kinder können später nur dann lieben, wenn sie selbst in Kindheit Liebe erfahren haben.“

2. Kleine Kinder machen kleine Sorgen. Falsch! Bereits in der Schwangerschaft und in den ersten drei Lebensjahren brauchen Kinder die meiste Sorge und Geborgenheit, um sich gesund zu entwickeln.

3. Essen macht groß und stark: Aber nur, wenn es gesund ist. Heißt: Eltern sollten sich nicht von der Ernährungsindustrie diktieren lassen, was für Kinder gut ist. Stattdessen sollten sie frische und regionale Zutaten auf den Tisch stellen. Wichtig ist das gemeinsame und zwanglose Essen. Nicht nach dem Motto „Iss deinen Teller leer!“ – Druck oder Einzelessen erhöhen das Risiko für Übergewicht und Essstörungen.

4. Fernsehen macht dumm: Fernsehen kann eine Bereicherung sein, wenn Eltern sich mit den Inhalten aktiv und gemeinsam mit den Kindern auseinandersetzen. Kinder sollten aber erst dann fernsehen, wenn sie lesen können.

5. Computer sind gefährlich: „Wir müssen Kindern die PC-Welt genauso beibringen wie das Verhalten im Straßenverkehr, damit sie auch hier nicht unter die Räder kommen.“ PCs können nur dann negativ wirken, wenn Kinder nicht schon echte Freunde haben. Sonst nicht.

6. Erziehung ist ernst: Falsch. Das Wichtigste ist der Humor! Eltern sollten lustig mit Kindern umgehen. Denn Kinder, die humorvoll mit dem Leben umzugehen lernen, können später besser mit Schwierigkeiten und Stress umgehen.

7. Nur Leistung zählt: Kinder haben heute fast einen Alltag wie die Großen. Das Buch versteht sich als Kampfansage gegen den Leistungsdruck, dem Kinder heute ausgeliefert sind. „Kinder brauchen Zeit – zum Spielen.“

8. Die Mutter ist die beste Freundin: Dieser Ansatz ist vielleicht gerade in – aber falsch! Mit 14 sind Kinder biologisch gesehen erwachsen. Töchter brauchen dann ihre eigene Welt, in der Eltern nichts mehr zu suchen haben.

9. Die verdorbene Jugend: Kinder verhalten sich so, wie es ihnen Erwachsene vorleben. „Wir können Kinder nicht erziehen, die machen uns eh alles nach.“ Diese Weisheit von Humorist Karl Valentin sollten sich Eltern daher gut merken. Moll: „Wir leben in einer Zeit, in der Politik und Wirtschaft nur noch Geld im Sinn haben. Deshalb ist es wichtig wie nie, Normen und Werte vorzuleben.“

10. Jugendliche brauchen Erziehung: Sätze wie „So lange du deine Füße unter meinen Tisch stellst...“ sind in der Pubertät nicht mehr angebracht. Dann brauchen Kinder Freiheit, keine Vorschriften mehr.mp

Weitere Infos auf www.kinder-kompetenz.com. Das Buch "Die 10 größten Erziehungs-Irrtümer" ist im Beltz Verlag erschienen und kostet 14,95 Euro.

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