Diamantenfieber ohne Schüttelfrost

Im Comic-Krimi „Der große Coup“ hat der Irrsinn Methode
von  Dieter Stoll
Für den „Großen Coup“ benötigen Samuel Kübler und Stefan Wiemers kaum Requisiten – nur massenhaft Bauklötze.
Für den „Großen Coup“ benötigen Samuel Kübler und Stefan Wiemers kaum Requisiten – nur massenhaft Bauklötze. © Veranstalter

NÜRNBERG Als Zuschauer dieser Aufführung würde man Bauklötze staunen – wären selbige Objekte nicht ohnehin massenhaft Bestandteil der Szene. Im mehrdimensionalen Comic-Krimi „Der große Coup“, mit dem das Freiburger Cargo Theater im Gostner Hoftheater gastiert, sind sie in allen Größen vorhanden, bilden Hochhaus-Kulisse und Kaffeetasse (für „den schlechtesten Espresso der Stadt“), werden als Funkstreife oder Hubschrauber eingesetzt. Sie dienen Mafia, Polizei und Juwelieren gleichermaßen. Das garantiert Diamantenfieber ohne Schüttelfrost.


Es geht um das wertvollste Schmuckstück aller Zeiten, das vom unheimlichen Superräuber „The Brain“ geklaut wird und dann im reißenden Fluss landet. Was schon deshalb nötig ist, damit dort eine turbulente Rettungsaktion stattfinden kann. Die Polizei weiß nichts und umstellt alles. Am Ende sucht der frustrierte Tölpel-Kommissar, der immer als Letzter am Tatort erscheint, den Absprung vom „Suizid-Tower“ – lässt dann jedoch lieber anderen den Vortritt. Wer weiß, vielleicht wird aus dem Plot doch noch ein Serien-Format und sein Schimanski mit nackter Kanone der nächste Colombo.


Was die Starkstrom-Komödianten Samuel Kübler und Stefan Wiemers als zappelnde Charakter-Schnappschüsse über die Bühne jagen, wirkt wie der Schnelldurchlauf einer Vorabendserien-Woche. Nachgewürzt mit etwas Hollywood-Zitaten und aufgestellt als heimliches Vorspiel zum nahenden Figurentheater-Festival. Sie ziehen an Puppenspieler-Fäden, balancieren mit Requisiten und schwingen sich leibhaftig in voller Artisten-Größe von Klischee zu Klischee. Man erlebt absurde Verfolgungsjagden, sieht feinste Gags und gröbste Grimassen.
Die wilde Stilmischmaschine, die im Slapstick-Tempo durch steile Handlungs-Kurven ins Ziel rast, schafft auch den Sprung über ein paar Denk-Löcher. Der Irrsinn hat genug Methode, der spektakuläre Leerlauf ist die reine Freude.

Noch Freitag und Samstag jeweils 20 Uhr im Gostner Hoftheater. Karten unter 0911/ 261510

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