Diakonie beklagt fehlende Schutzausrüstung und Tests

Die Pflegeeinrichtungen sind in der Corona-Krise besonders gefordert: Die meist älteren Patienten gehören zur Risikogruppe. Die Diakonie fordert deshalb mehr Schutzmaterial und finanzielle Hilfe.
von  dpa

Nürnberg (dpa/lby) - Die Diakonie in Bayern befürchtet angesichts von fehlenden Coronavirus-Tests und Schutzausrüstungen einen Anstieg der Infektionen in Alten- und Pflegeheimen. Diese hätten nicht genügend Testkits, um alle Menschen zu testen, die vom Krankenhaus in eine Pflegeeinrichtung kämen, sagte Fachvorständin Sandra Schuhmann am Mittwoch in Nürnberg. Die alten Menschen kämen deshalb vorsorglich für 14 Tage in Quarantäne, was besonders für Demenzkranke problematisch sei.

Die Diakonie fordert deshalb, dass die Pflegeeinrichtungen mehr Tests zur Verfügung gestellt bekommen und dass sie die Ergebnisse schneller erhalten.

Auch bei Desinfektionsmitteln und Schutzkleidung sei die Lage immer noch prekär, sagte Schuhmann. Als Beispiel nannte sie einen Träger der Diakonie, der mit fünf Sozialstationen in Mittelfranken rund 1200 Haushalte versorgt. Dieser habe bei einer staatlichen Verteilstelle für Schutzausrüstung am Montag für jede Station nur einen Schutzanzug und fünf Liter Desinfektionsmittel bekommen, Schutzmasken überhaupt keine.

Schuhmann warf deshalb die Frage auf, wie die Diakonie bei einer solchen Mittelzuteilung die Versorgung sowie die Sicherheit der Patienten und der Mitarbeitenden sicherstellen solle. Das Schutzmaterial reiche hinten und vorne nicht. "Man muss davon ausgehen, dass sich die Zahl der Infektionen in den Alten- und Pflegeheimen erhöhen wird." Deshalb bemühe sich die Diakonie nun selbst um Schutzausrüstung, was aber schwierig sei. "Auf dem Markt sind viele schwarze Schafe unterwegs", sagte Schuhmann.

Die Diakonie fürchtet auch um die Existenz ihrer etwa 700 Träger in Bayern, die rund 3500 Einrichtungen mit 90 000 Angestellten betreiben. 20 Prozent könnten nach der Corona-Krise in finanziellen Schwierigkeiten stecken, sagte der 2. Vorsitzende Wolfgang Janowsky. Deshalb fordere die Diakonie auch Hilfe von der Landesregierung, zum Beispiel in Form zinsloser Darlehen. Es gebe in Bayern viele Rettungsschirme für die Wirtschaft, betonte Janowsky. "Dennoch muss im Bereich der Sozialwirtschaft nachgebessert werden."

Die Pflegekassen haben bereits finanzielle Unterstützung für Heime und Pflegedienste in der Corona-Krise zugesagt. Diese sollen unter anderem die Mehrkosten für Schutzausrüstung, die Isolierung von Patienten oder Personal übernehmen und helfen, wenn Einrichtungen schließen müssen. Dieser Pflege-Rettungsschirm sei aber nicht ausreichend, betonte Janowsky. Deshalb müsse Bayern diesen - wie andere Bundesländer auch - ergänzen.

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