DFB ist enttäuscht von Frankens Fußball-Fans
Nur 34.117 Zuschauer wollten den Kick gegen Belgien sehen – das Nationalteam hat weniger Zugkraft als der Club – Stadt und Betreiber sehen die Schuld beim DFB: "zu spät und zu teuer"
NÜRNBERG Am vergangenen Samstag waren 40000 begeisterte Fußball-Fans ins Nürnberger easyCredit-Stadion gepilgert – zur Eröffnung der Zweitliga-Saison gegen die Aufsteiger aus Augsburg.
Bald keine Länderspiele mehr in Nürnberg?
Als vier Tage später Deutschlands Elitekicker von der Nationalmannschaft an gleicher Stelle auf die belgische Auswahl trafen, kamen fast 6000 Zuschauer weniger.
Ein Freundschafts- und Benefizspiel zwar – dessen Kulisse die Verantwortlichen vom DFB aber dennoch „sehr enttäuschte“. Selbst beim EM-Qualifikationsspiel gegen San Marino im Juni 2007 (6:0) war mehr los. Aus seinem Ärger über die schwache Resonanz macht Verbands-Sprecher Harald Stenger keinen Hehl: „Seit dem Freundschaftsspiel gegen Rumänien in Köln im September 2007 gab es kein Länderspiel, das nicht ausverkauft war.“ Nürnberg sei „die absolute Ausnahme“.
Ganz Fußball-Franken ist jetzt in Sorge: Finden in Nürnberg bald keine Länderspiele mehr statt?
Die Stadt ist zufrieden
Der DFB-Sprecher gibt Entwarnung: „Natürlich bleibt Nürnberg eine wichtige Fußballstadt mit einem guten Stadion.“ Konsequenzen habe die Zuschauer-Pleite wohl keine: „Irgendwann ist Nürnberg wieder an der Reihe.“
Im Gegensatz zum DFB und den Stadionbetreibern um Geschäftsführer Karlheinz Kubanek sind die Verantwortlichen der Stadt durchaus zufrieden mit den 34.117 Zuschauern, der Stadion-Beauftragte Ronald Höfler hält die Resonanz sogar für „sehr gut“. Schließlich seien die Ticket-Preise „nicht niedrig“ gewesen: 65 Euro kostete ein Platz auf der Haupttribüne – fast doppelt soviel wie in der Liga.
Da allein der DFB die Preispolitik bestimmt, auch für den späten Anpfiff (21 Uhr) verantwortlich ist, sei er – lassen Stadt und Stadionbetreiber durchblicken – auch verantwortlich für den Publikumszuspruch: „Nach Spielende waren die Leute frühestens um halb eins daheim“, sagt Karlheinz Kubanek. Zudem seien Sommerferien, auch die Olympischen Spiele im Fernsehen hielten viele Sportfreunde vom Stadionbesuch ab.
In Sachen Einnahmen jedenfalls braucht sich keiner der Beteiligten ärgern: Die vier Millionen des DFB gehen an die Egidius-Braun-Stiftung, die Stadionbetreiber können mit 250.000 Euro rechnen.
Steffen Windschall