Deutschlands höchste Denkmäler auf der Zugspitze gekürt

Der Gipfel der Zugspitze ist dicht bebaut. Gleich vier Gebäude dort oben sind nun zu Denkmälern erhoben worden. Sie repräsentieren außergewöhnliche Architektur, die extremen Verhältnissen trotzen muss - und zugleich zudem ein Stück Geschichte.
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Das Münchner Haus, eine Alpenvereinshütte, ist auf der Zugspitze kurz nach Sonnenaufgang vom Turm der Wetterstation aus zu sehen. Foto: picture alliance / dpa / Archivbild
dpa Das Münchner Haus, eine Alpenvereinshütte, ist auf der Zugspitze kurz nach Sonnenaufgang vom Turm der Wetterstation aus zu sehen. Foto: picture alliance / dpa / Archivbild

München (dpa/lby) - Fast 3000 Meter hoch und teils mehr als hundert Jahre alt - Deutschlands höchstgelegene Denkmäler stehen auf der Zugspitze. Die Alpenvereinshütte "Münchner Haus" am 2962 Meter Gipfel und die darüber liegende Wetterwarte, die angrenzende Funkübertragungsstelle und die ehemalige Höhenstrahlungsmessstation wurden in den Denkmal-Status erhoben.

Die Denkmäler seien in vielfacher Weise überragend, sagte Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler (CSU) am Donnerstag bei der Vorstellung der Gebäude mit Generalkonservator Mathias Pfeil. "Am höchsten Punkt Deutschlands halten sie extremen Wetterverhältnissen stand und sind hochfunktional. Sie bestechen mit ihrer einzigartigen, durchdachten und für den jeweiligen Zeitgeist typischen Architektur", sagte Sibler laut Mitteilung. Sie seien ein Zeugnis für die Entwicklung von Technik, Architektur und Alpintourismus. Detlef Knipping vom Landesamt für Denkmalpflege sprach von einem "Konzentrat bayerischer Geschichte".

Schon vor mehr als hundert Jahren wurde um die Erschließung der Berge gestritten: Gegner warnten vor dem Bau des Münchner Hauses und einer "Überbevölkerung" des Gipfels, Befürworter hingegen warben dafür, um vielen Menschen die Chance auf das Bergerlebnis zu geben. Sie setzten sich durch. 1897 war das Haus gebaut. Wegen des Winddrucks bekam es statt des üblichen Satteldachs ein flaches Pultdach. Bruchsteine der Umgebung wurden im Betonmauerwerk verwendet, um das Gebäude ästhetisch an das Gebirgsmassiv anzugleichen; sie ersparten auch die beschwerliche Anlieferung aus dem Tal. "Es gab keine Seilbahn, die Materialien mussten zu Fuß herauf gebracht werden", sagte Knipping.

Bis heute fast unverändert ist die Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes am Münchner Haus, die den 2962 Meter hohen Gipfel sogar um zwei Meter überragt. Dort werden seit 1900 Wetterdaten gesammelt. Damals waren sie wichtig auch für den beginnenden Alpinismus, heute geben sie Aufschluss über Veränderungen im Zuge des Klimawandels. Der Meteorologe und Alpinist Josef Enzensperger, der 1903 bei einer der ersten Expeditionen in die Antarktis starb, hatte in dem von Stürmen gebeutelten Turm als erster allein einen ganzen Winter verbracht. Denn ohne Seilbahn war der Gipfel im Winter damals von der Welt abgeschnitten, die Meteorologen mussten bleiben.

Als architektonisches Meisterwerk gilt die Funkübertragungsstelle am Fuß des Münchner Hauses. Um für Telefonverbindungen Richtfunkstrecken bis nach Italien aufzubauen, wurde das Gebäude 1975 bis 1981 von dem Architekten Hans Maurer errichtet. Die Konstruktion aus Plexiglas erinnert an das Zeltdach des Münchner Olympiastadions. Die Hülle verhindert, dass der darunter liegende Permafrostboden aufgewärmt und damit aufgeweicht wird. Sonnenkollektoren versorgen das Gebäude mit Energie. "Es ist ein Zeichen für Hightech-Architektur und zugleich ein Beispiel für frühes ökologisches Bauen", sagt Knipping.

Auch die 1963 errichtete futuristische Höhenstrahlungsmessstation ist an die Extreme angepasst. Das Gebäude des Architekten Uwe Breukel sei binnen dreizehn Tagen in Montagebauweise errichtet worden und halte Windgeschwindigkeiten bis zu 280 Stundenkilometern stand, hieß es. Schnee bleibt auf dem raumschiffartigen Bau nicht liegen, so dass die Messergebnisse zur kosmischen Strahlung nicht beeinträchtigt wurden.

Das wohl meistfotografierte Bauwerk auf Deutschlands höchstem Berg, das vergoldete Gipfelkreuz, wurde nicht zum Denkmal gekürt: Es ist nur eine Nachbildung. "Nach historischem Vorbild neu gemachte Rekonstruktionen können keine Denkmäler sein", sagt Knipping.

In Bayern gibt es rund 110 000 Denkmäler. Voraussetzung für die Aufnahme in die Liste ist eine geschichtliche, künstlerische, städtebauliche, wissenschaftliche oder volkskundliche Bedeutung. Nur wenige Denkmäler sind öffentlich zugänglich.

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