Deutschlands älteste Drogen-Dealerin vor Gericht

Nürnberger Gericht verurteilte Christa K. (81) zu fünf Jahren Gefängnis. Sie handelte mit einem Pfund Heroin
von  Abendzeitung

Nürnberger Gericht verurteilte Christa K. (81) zu fünf Jahren Gefängnis. Sie handelte mit einem Pfund Heroin

NÜRNBERG Im Rollstuhl wurde „Drogen-Oma“ Christa K. (81) in den Gerichtssaal geschoben. Ein Notarzt wachte während der Verhandlung neben der schwer herzkranken Frau. Doch der harmlose Schein trügt: Zielstrebig hatte die Rentnerin mit 410 Gramm Heroin (Einkaufspreis: 16.400 Euro) gehandelt. Sie verdiente daran 4000 Euro in drei Monaten – auch ein Weg, die schmale Rente von 440 Euro aufzubessern und den arbeitslosen Sohn zu unterstützen...

Gestern nickte sie nur die Erklärung ihres Verteidigers Alexander Seifert ab und räumte die Dealer-Geschäfte ein. „Ich wollte meinem Sohn etwas Gutes tun“, hatte sie früher gesagt. Olaf K. (53), der bei ihr wohnte, saß Mitte 2008 wegen Drogenhandels erneut in Haft. Doch auch als er wieder draußen war, bestellte sie Stoff beim Lieferanten Hans-Günther R. – und zwar verschlüsselt: „Der Masseur soll morgen um drei Uhr kommen, mein Sohn ist dann da.“ Der Lieferant ließ Mutter und Sohn auffliegen, als er selbst geschnappt wurde. Er wurde inzwischen zu acht Jahren Haft verurteilt.

Im Gerichtssaal strahlten sich Mutter und Sohn an

Sohn Olaf ließ man auf Wunsch seiner Mutter gestern extra aus dem Amberger Gefängnis herbeischaffen. Sie hatte ihn seit über einem Jahr nicht gesehen, weil er im Herbst 2008 erneut wegen Drogenhandels hinter Gitter kam. Im Gerichtssaal 228 strahlten sich Mutter und Sohn an, er gab ihr trotz strengen Kontaktverbots ein Küsschen auf die Wange – und sagte lieber nichts zu den Heroin-Geschäften der Mama.

Die Angeklagte, zweimal geschieden, betrieb früher als Wirtin zwei Lokale in Fürth („Bieling-Anlage“ und „Lorelei“), die sie wegen Rückenproblemen aufgegeben hatte. Die bislang unbescholtene Rentnerin wurde gestern zu fünf Jahren Haft verurteilt – eine relativ milde Strafe angesichts der Menge Rauschgift. Staatsanwältin Gisela Rosinski fand das Urteil gerade noch vertretbar. Denn Christa K. habe schließlich auch „völlig skrupellos mit einer großen Menge der stärksten Droge gehandelt“ – und die Folgen gekannt. Tochter und Schwiegertochter starben daran, der abhängige Olaf ist ebenfalls gesundheitlich angeschlagen, macht jetzt eine Therapie.

Christa K. muss ihre Strafe nur zur Hälfte im Frauengefängnis Aichach absitzen – ärztlich betreut. Ende 2011 soll sie entlassen werden. Dann wäre auch der geliebte Sohn Olaf wieder frei... cis

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