Deutscher Bühnenverein: Sorgen wegen rechter Einflussnahmen

Zur Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins kommen die Intendanten und Chefs der deutschen Theater und Orchester in diesem Jahr nach Nürnberg. Auf der Agenda stehen Rechtspopulismus, Missbrauchsstrukturen an den Bühnen und eine bessere Frauenförderung.
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Ulrich Khuon, Präsident Deutscher Bühnenverein. Foto: Paul Zinken/Archivbild
dpa Ulrich Khuon, Präsident Deutscher Bühnenverein. Foto: Paul Zinken/Archivbild

Nürnberg - Der Deutsche Bühnenverein warnt davor, die Programmgestaltung der Theater ideologisch zu instrumentalisieren. Seit dem Aufstieg der Rechtspartei AfD würden Kunstbetriebe zunehmend beschuldigt, politische Positionen der aktuellen Regierung zu vertreten, sagte Bühnenvereinspräsident Ulrich Khuon vor der am Freitag beginnenden Jahrestagung des Verbands in Nürnberg. "Dabei ist es doch gerade die Neue Rechte, der ein unkritisches Gesinnungstheater, ein völkisches, nationalistisches Theater als Ideal vorschwebt", sagte Khuon.

Neben Störaktionen sogenannter identitärer Gruppen werde versucht, über die Kürzung der Budgets Einfluss auf die Arbeit der Bühnen zu nehmen.

Etwa 250 Intendanten, Kulturpolitiker und Verwaltungsdirektoren kommen am Freitag zur Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins im Nürnberger Staatstheater zusammen. An zwei Tagen stehen Gremiensitzungen und Fortbildungen auf dem Programm. Weitere Schwerpunkte der Tagung sind Macht- und sexueller Missbrauch an Bühnen und in Orchestern. Außerdem gehe es darum, mehr Führungspositionen mit Frauen zu besetzen.

Der Bühnenverein setze sich für Geschlechtergerechtigkeit und die Stärkung von Frauen in Leitungspositionen ein, betonte Khuon. Zwar sei deren Anteil in den Führungsetagen der Theater und Orchester in den vergangenen 30 Jahren von einem Prozent auf etwa 22 Prozent gesteigert worden. "Aber das ist zu langsam", sagte der Vereinschef. "Ich befürchte, dass erst eine Quote den nötigen Druck für eine nachhaltige Veränderung erzeugt." Jedoch seien die meisten Bühnen in staatlicher und städtischer Trägerschaft und deshalb nicht an die Vorgaben des Bühnenvereins gebunden.

Zum Thema Macht- und sexueller Missbrauch sagte Khuon, in der Theater-, Film- und Fernsehbranche seien Beschäftigte besonderen Rahmenbedingungen ausgesetzt. Befristete Projekte und von Abhängigkeit und Nähe bestimmte Anbahnungsphasen für ein Engagement seien anfällige Strukturen für missbräuchliches Verhalten. "Wir arbeiten aber an der Verbesserung dieser Strukturen", betonte er. Ziel sei eine gewalt- und angstfreie Arbeitskultur.

Neben einem auf der vergangenen Hauptversammlung beschlossenen Verhaltenskodex zur Prävention von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch sei in der Branche eine unabhängige Vertrauensstelle für Opfer solchen Verhaltens geschaffen worden. Namenspatin ist die griechische Göttin Themis, die in der griechischen Mythologie für Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt stehe, erläuterte Khuon. "Themis" helfe bei der Aufarbeitung der Übergriffe, vermittele und moderiere auf Wunsch der Betroffenen zwischen Arbeitgeber und Opfer und berate und unterstütze diese juristisch und psychologisch.

Eröffnet wird die Jahreshauptversammlung am Freitag (9.00 Uhr) durch Staatstheater-Intendant Jens-Daniel Herzog, Bühnenvereinspräsident Khuon, Bayerns Kunstminister Bernd Sibler und der städtischen Kulturreferentin Julia Lehner (beide CSU).

Der Deutsche Bühnenverein ist der Interessen- und Arbeitgeberverband von rund 470 Theatern, Opernhäusern und Orchestern. Außerordentliche Mitglieder sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, persönliche Mitglieder die Intendanten.

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