Deutlicher Anstieg der Coronavirus-Fälle in Bayern

Das neuartige Coronavirus breitet sich im Freistaat weiter aus. Auch wenn sie sich nicht angesteckt haben, müssen zahlreiche Menschen zu Hause bleiben. Besonders Großveranstaltungen in den kommenden Wochen sind nun im Fokus. Können etwa die Frühlingsfeste stattfinden?
dpa |
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Eine Frau zeigt einen Test für das neue Virus 2019-nCov. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild
dpa Eine Frau zeigt einen Test für das neue Virus 2019-nCov. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

München (dpa/lby) - Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 in Bayern ist am Mittwoch deutlich gestiegen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurde das Virus bei 20 Menschen nachgewiesen. Damit sind in Bayern insgesamt 56 Patienten positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden, seit vergangenem Donnerstag waren es 42 neue Fälle. Hunderte Menschen sind in häuslicher Quarantäne, weil sie Kontakt mit Corona-Patienten hatten.

Allein im Landkreis Freising gab es sieben neue Nachweise, vier im Landkreis München, jeweils zwei in Nürnberg, im Landkreis Augsburg und im Landkreis Lindau sowie je einen in den Landkreisen Ostallgäu, Erding und Passau.

Bei dem Infizierten aus Lindau handelt es sich nach Angaben des Landratsamts um einen Familienvater aus Lindau, dessen Kontaktpersonen vorsorglich unter häusliche Quarantäne gestellt worden seien. Davon betroffen seien unter anderem 59 Schülerinnen und Schüler aus zwei Lindauer Schulen. Nach Einschätzung des Präsidenten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf, sind bayernweit derzeit Hunderte Menschen daheim in Quarantäne. Eine genaue Zahl konnte er nicht nennen.

Derzeit können in Bayern täglich rund 2500 Menschen auf das Coronavirus getestet werden. Die Kapazität werde voraussichtlich weiter ausgebaut, sagte Zapf. Allein 160 Tests täglich seien dort möglich. In seinem Amt arbeite man "am Anschlag".

Um die Ausbreitung des neuartigen Virus einzudämmen, könnte ein Impfstoff helfen. Nach Einschätzung des Virologen Nikolaus Ackermann vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit könne dieser im nächsten Jahr um diese Zeit vorliegen. Anders als bei der Influenza müsse der Impfstoff aber vollkommen neu entwickelt werden. Nötig seien sämtliche Schritte vom Tierversuch über die Anwendung bei Einzelpersonen bis zu größeren Patientengruppen.

Das Landesamt forsche aber nicht an einem Impfstoff, erklärte Ackermann, mehrere universitäre Einrichtungen gemeinsam mit der Pharmaindustrie dagegen schon.

Nachdem in Bayern etwa die Handwerksmesse wegen der Ausbreitung des Corona-Virus abgesagt worden war, haben andere Großveranstalter die Lage im Blick. Wirt Christian Schottenhamel etwa ging davon aus, dass das anstehende Paulaner Starkbierfest auf dem Nockherberg in München stattfinden wird.

Auch die großen Volksfeste sollen stattfinden. "Wir lassen uns von der Hysterie jetzt nicht anstecken", sagte der Vorsitzende des Süddeutschen Schaustellerverbands, Lorenz Kalb. Das Nürnberger Volksfest soll wie geplant am 11. April starten. Während der 16 Tage erwarten die Veranstalter 1,5 bis 2 Millionen Besucher.

Auch der Schwäbische Schaustellerverband sieht zurzeit keinen Grund, den Augsburger Plärrer vom 12. bis 26. April abzusagen. "Im Moment läuft alles nach Plan", sagte der Vorsitzende Josef Diebold. Zu dem Frühlingsfest werden nach Angaben der Veranstalter voraussichtlich rund 500 000 Besucher aus der Region kommen.

Ähnlich sieht es beim Frühlingsfest in München aus, bei dem sich ab 24. April die Karussells auf der Theresienwiese drehen werden. "Grundsätzlich finden große Verstaltungen statt, außer es gibt eine besondere Risikobewertung", sagte Stadtsprecher Stefan Hauf. Das Rosenheimer Starkbierfest wird vorerst nicht abgesagt.

Als Reaktion auf den Corona-Ausbruch wollen die Schausteller in Nürnberg die Hygiene auf dem Festgelände erhöhen: So soll vor jedem Geschäft ein Spender mit Desinfektionsmittel stehen.

Unterdessen kündigte der mittelfränkische Hersteller uvex an, seine noch vorrätigen Atemschutzmasken im Kampf gegen das Coronavirus nur noch an Krankenhäuser und Arztpraxen abzugeben. Die Nachfrage nach den Masken sei wegen der Ausbreitung des Virus in den vergangenen Wochen enorm gestiegen und übertreffe weit die Lagermengen. Das Unternehmen mit Sitz in Fürth bediene seit einigen Wochen nur noch langjährige Kunden und habe schon viele Anfragen absagen müssen.

Mit der Knappheit von Schutzmaterial müssen sich nun auch mehrere bayerische Hilfsorganisationen auseinandersetzen. Intern wurde bei Bayerischem Roten Kreuz (BRK), Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter und Malteser angeordnet, Material und Erreichbarkeiten zu überprüfen. Hintergrund sei die Knappheit von Schutzmasken, Schutzkittel oder Desinfektionsmittel, hieß es vom BRK.

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