Desaster für Huber und Beckstein

Durchgefallen im ersten großen Stimmungstest: Das CSU-Führungsduo Huber/Beckstein muss eine herbe Niederlage bei den Kommunalwahlen wegstecken. Die SPD jubelt und die Grünen wollen "die allmächtige CSU" vom Sockel stoßen.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Durchgefallen im ersten großen Stimmungstest: Das CSU-Führungsduo Huber/Beckstein muss eine herbe Niederlage bei den Kommunalwahlen wegstecken. Die SPD jubelt und die Grünen wollen "die allmächtige CSU" vom Sockel stoßen.

Franz Maget konnte sich gar nicht mehr einkriegen vor Glückseligkeit: Die Bäckchen waren noch röter als sonst, die Augen blitzten vor Schadenfreude. Sein Glück schien der Landtags- Fraktionschef der SPD selbst kaum fassen zu können: „Der CSU schwimmen die Felle davon!“ jubilierte Maget.

Maget: "Bayern ist kein CSU-Land"

„Das ist eine gute Vorlage für die Landtagswahlen.“ Fast schien er sich selbst kneifen zu wollen, als er sagte: „Wir können die Menschen erreichen – Bayern ist kein CSU-Land.“

Anlass von Magets Jubel- Arien: Der erste große Stimmungstest fürs CSU-Duo Huber- Beckstein ist gehörig in die Hose gegangen. In Bayerns Großstädten gab es bei den Kommunalwahlen ein Wahldesaster. In München und Nürnberg hagelte es Riesen- Verluste für die Christsozialen. Sogar in der CSU-Hochburg Passau bekam die SPD die meisten Stimmen. Eine Gesamttendenz für den Freistaat gab es gestern aber wegen des komplizierten Auszählungsverfahrens noch nicht.

2002, bei den letzten Kommunalwahlen, hatte die CSU 45,5 Prozent, die SPD 25,1 und die Freien Wähler 15,6 Prozent erreicht. Das Pech von Beckstein und Huber: Die Riesen-Siege der SPD in den beiden großen Städten Bayerns waren schon früh perfekt. Ausgezählt waren da aber nur die Rathäuser, das Gesamtergebnis für die Parteien gibt es wegen des komplizierten Wahlverfahrens noch nicht – und da könnte die CSU noch etwas besser dastehen.

Noch am Sonntag jedenfalls legten die Genossen direkt los mit dem Landtagswahlkampf, erklärten ihren Sieg als Trend für die Landtagswahl.

Tag der Niederlage

Keine Frage: Der Wahl-Sonntag war für Huber und Beckstein eine Niederlage. Die beiden wissen: Ohne gute Ergebnisse in den großen Städten ist auch die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl im September gefährdet. Schon kurz nach 18 Uhr, die erste Prognose war gerade über den Fernseher geflimmert, stänkerte Münchens OB Christian Ude, die CSU habe „einen Warnschuss vor den Bug bekommen“. Und: „Erwin Huber wird sich irgendwann ein neues Schreckensgespenst ausdenken müssen, wenn er den Bayern Angst einjagen will. Mit dem Kommunismus wird das nicht hinhauen.“

Grüne: Im Herbst stoßen wir die CSU vom Sockel

Aus Berlin meldete sich Generalsekretär Hubertus Heil: „Becksteins und Hubers erste Wahl endete desaströs.“ Die Grünen schlossen sich beim CSU-Ärgern gerne an: „Im Herbst stoßen wir die allmächtige CSU vom Sockel“, prophezeite Landeschefin Theresa Schopper. Die so gescholtenen schickten erst mal andere vor, um sich zu verteidigen. CSU-Fraktionschef Georg Schmid knurrte, die schlechten Ergebnisse in München und Nürnberg seien nicht entscheidend. Gerade im ländlichen Raum habe die CSU „exzellent abgeschnitten“.

Um kurz nach 20 Uhr, meldete sich ein sichtlich angeschlagener Ministerpräsident Beckstein. „Wir haben unsere Leute nicht so zur Wahl gebracht, wie wir es uns gewünscht haben.“ Die Niederlagen in München und Nürnberg seien „bitter“. Jetzt müsse sich die CSU überlegen, wie sie im Herbst mehr Wähler erreicht.

Gegen Ude "kein Kraut gewachsen"

Weniger selbstkritisch gab sich Erwin Huber. Der CSU-Chef trat erst um kurz vor 21 Uhr am Sonntag in Erscheinung. Gegen die populären OBs Ude und Maly von der SPD sei „kein Kraut gewachsen“, dozierte er. „Die CSU hat den Stimmungstest bestanden“, behauptete er. Grund: Mehr Oberbürgermeister, mehr Landräte.

Sein Gesicht sprach eine andere Sprache: Die Stirn hatte der CSU-Chef in Falten gelegt, die Stimme klang heiser. Hubers Fazit: Seine Partei sei „die dominierende Kraft auf Kommunalebene“. Am Montag trifft sich in München der CSU-Vorstand, für Gesprächsstoff ist gesorgt. An den Kommunal- Wahlplakaten werden Huber und Beckstein auf dem Weg dorthin noch vorbeifahren müssen. Dieser Anblick wird noch schmerzen. V. ter Haseborg

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