Der Zauberer wächst aus der Druckplatte
NÜRNBERG - Mischke-Radierungen zum Abschied von Jutta Tschoeke als Leiterin des Albrecht-Dürer-Hauses.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei – dann geht Jutta Tschoeke, die Leiterin des Dürer-Hauses, in den Ruhestand. Dort unterm Dach hat die Kunsthistorikerin, die übers Museum Industriekultur (wo sie unter anderem die Sonderschau „Unter Null“ mitorganisierte) und das Tucherschloss am Tiergärtnertorplatz landete, eine Abschiedsausstellung organisiert mit einem Künstler, der ihr „schon lange auf der Seele lag“. Christian Mischke, der begnadete Radierer, zeigt „Verwandlungen“ – mit der fälligen Nähe zum Hausherrn vor 500 Jahren. Ein Radierzyklus, entstanden im Dürer-Jahr 1971, pflegt mit fliegenden Pferden und Drachen die Detail-Nähe zu des Meisters „Melencholia“.
Der konzentrierte Ausstellungsrahmen passt zum 64-jährigen Künstler, der in Nürnberg vor achtzehn Jahren letztmals ausstellte. Der Stadt, in der aufwuchs (1973 ging er nach München) und die Spuren im Denken und Tun hinterließ. Ob nun auf gezeigten Spielkarten die Burgsilhouette oder auf „Ex libris“-Einklebern Bezüge hergestellt werden zu Buchliebhabern und Langzeitfans von Gustl Drechsler bis Galerist Erwin Weigl.
Seine famose Filigrantechnik spielt Mischke auf den neuen Radierungen zur Thomas-Mann-Novelle „Unordnung und frühes Leid“ aus, wo der Zauberer mit der „übertriebenen Vaterliebe“ zu Lorchen (=Elisabeth) immer wieder aus der Druckplatte wächst und verdächtig bleibt. Bravourös die Technik bis in die Baumverästelungen der Donau-Nymphen und (erstmals farbigen) China-Impressionen: „Die größte Offenbarung ist die Stille“, wird da der Philosoph zitiert. In dem sich Mischke wiederfindet. daer
Dürer-Haus: bis 26. April; Di-So 10-17 Uhr, Do 10-20 Uhr.
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