Der Wolf in Bayern – Keine Gefahr für den Menschen
München – Das bange Warten hat ein Ende: In den bayerischen Alpen ist wieder ein Wolf unterwegs. Eine Hirschkuh hat er bereits gerissen. Viele Landwirte sind nun in Sorge, dass der große Beutegreifer – so wird der Wolf in der Fachwelt genannt – ihr Vieh töten könnte. In wenigen Wochen werden die Nutztiere auf die Almen getrieben. In einem geben die Experten Entwarnung. „Eine Gefahr für den Menschen geht von Wölfen in der Regel nicht aus“, sagt der Präsident des Landesamtes für Umwelt (LfU), Claus Kumutat, im Interview der Nachrichtenagentur dpa.
Frage: Jetzt steht fest, dass ein Wolf in den bayerischen Alpen unterwegs ist. Welche Maßnahmen greifen nun?
Antwort: Eine Gefahr für den Menschen geht von Wölfen in der Regel nicht aus. Konfliktpotenzial besteht allerdings bei der Nutztierhaltung, vor allem bei Schafen und Ziegen. Im Moment sind diese Tiere witterungsbedingt noch im Stall oder auf den Talweiden in der Nähe der Höfe. Für sie ist eine gute schlupflochfreie Zäunung oder eine nächtliche Einstallung in einem geschlossenen Stall die sicherste Schutzmaßnahme.
Vor allem Landwirte bezweifeln nach wie vor, dass ein Zusammenleben mit dem Wolf in unserer bevölkerungsreichen Region mit teils intensiver Nutztierhaltung ohne größere Probleme möglich ist. Welche Argumente haben Sie dagegen?
In diesem Punkt setzt das bayerische Wildtiermanagement auf Kooperation. Gemeinsam mit den Landwirten vor Ort sollen Maßnahmen und Lösungen erarbeitet werden, die ein möglichst konfliktarmes Miteinander von Mensch und großen Beutegreifern ermöglichen, auch bei einer extensiven Beweidung und der Anwesenheit eines Wolfes. Zum Beispiel wurden in den vergangenen Jahren Maßnahmen wie die Integration von Herdenschutzhunden erprobt und die Beratung finanziell gefördert. Außerdem können sich Nutztierhalter kostenfreies Zaunmaterial ausleihen.
Der „böse“ Wolf und die Menschen – ein nicht zuletzt durch die Literatur stark emotional behaftetes Verhältnis. Was tun Sie, um das Thema rational anzugehen?
Als Fachbehörde informieren wir offen und transparent über den Wolf und seine Gewohnheiten. Das geschieht einerseits über unsere Internetseite, wo wir Antworten auf häufig gestellte Fragen zusammengefasst haben. In einer Wanderausstellung stellen wir auch den Wolf vor. An der Ausstellungsentwicklung haben viele Interessengruppen mitgewirkt, so auch der bayerische Schafhalterverband und der Verband der bayerischen Berufsjäger.
Befürchten Sie, dass jetzt erneut eine Hysterie in der Bevölkerung ausbricht wie vor drei Jahren, als ein Wolf im Mangfallgebirge unterwegs war?
Bayern ist mittlerweile von Ländern mit Wolfspopulationen umgeben. Alleine in Deutschland sind derzeit 26 Wolfsrudel und Paare nachgewiesen. Wir arbeiten intensiv an der Vermeidung von Konflikten. So wurde unter anderem ein Präventionsfonds eingerichtet. Ich denke, dass wir heute auch auf einem guten Gesprächsklima aufbauen können.
In anderen Landesteilen – etwa in östlichen Bundesländern - funktioniert das Miteinander von Wolf und Mensch besser als in Bayern. Woran liegt es? Was müssen wir dazulernen?
Der Wolf galt lange Zeit als ausgerottet. Deshalb war beispielsweise in der Weidewirtschaft Wissen zum Schutz der Nutztiere vielerorts nicht mehr notwendig, etwa über eine professionelle Behirtung oder den Einsatz von Herdenschutzhunden. Dieses Wissen wollen wir reaktivieren.
- Themen: