Der Wießbier-Index: Guad eingeschenkt!
München - Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht: Nirgendwo in Deutschland ist die Wirtschaft in den vergangenen sechs Monaten so stark gewachsen wie in Bayern. Für das kommende Jahr aber erwarten Bayerns Arbeitgeber, dass das Wachstum zurückgeht. Das ist das Ergebnis des neuen „Weißbier-Indexes“, wie die halbjährlich erscheinende Studie der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW) umgangssprachlich genannt wird.
„Die bayerische Wirtschaft befindet sich aktuell in einer guten Lage. Die Stimmung bei den Unternehmen ist positiv und die kurzfristigen Perspektiven sind gut“, sagte VBW-Präsident Alfred Gaffal.
Für das Gesamtjahr 2016 erwarte die VBW ein Wachstum von 2,5 Prozent. Damit liegt Bayern nicht nur – wie so oft – an der Spitze der Länder, auch bundesweit stieg das Bruttoinlandsprodukt nur um 2,3 Prozent.
Im kommenden Jahr könnte alles schon ganz anders aussehen
Die Exporte und die Industrie seien im Freistaat stärker gewachsen als bundesweit; das größte Wachstum gab es in der Bauindustrie (7,6 Prozent) und im Handwerk (5,5 Prozent), so Gaffal.
Die Gründe dafür: niedrige Zinsen beim Wohnungsbau und ein nach wie vor enormer Zuzug in den Freistaat. Auch durch die Zuwanderung von Flüchtlingen sei der Bedarf an Wohnungen gestiegen.
All das könnte im kommenden Jahr aber schon nicht mehr ganz so gut aussehen, sagte Gaffal. „Das liegt zum einen daran, dass wir im kommenden Jahr drei Arbeitstage weniger haben.“ Jeder freie Tag koste die bayerische Wirtschaft an die drei Milliarden Euro. Weitaus bedrohlicher für die Unternehmen im Freistaat seien jedoch die vielen Unsicherheiten weltweit. Neben islamistischem Terrorismus, der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Griechenland und der unsicheren politischen in Italien, seien das vor allem: Brexit und Donald Trump.
Was ein Brexit wirklich bedeuten könnte, werde sich erst zeigen, wenn die Briten ausgetreten sind, meinte Gaffal.
Ähnlich äußerte er sich auch zur Wahl des Republikaners Donald Trump zum US-Präsidenten: „Noch kann niemand seriös einschätzen, wie die Präsidentschaft von Donald Trump aussehen wird.“ Das wisse vermutlich auch Trump selbst noch nicht. Sollte er aber, wie er es im Wahlkampf angekündigt hatte, den Freihandel infrage stellen, hätte das vor allem für Exportländer wie Deutschland und Bayern Konsequenzen.
Die USA sind ein wichtiger Exportpartner für den Freistaat
„Die USA und Großbritannien sind die größten Exportmärkte der bayerischen Wirtschaft“, sagte Gaffal, mehr als ein Fünftel der bayerischen Exporte gehe in diese beiden Länder. Die wichtigsten Ausfuhren sind Autos und Maschinen. Gaffal riet aber erstmal zu Gelassenheit. In beiden Fällen.
Der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft bereitet aber noch etwas anderes Sorgen: Bayerische Unternehmen investieren immer weniger in ihre Betriebe. Das hält Gaffal für „ein Indiz für schwindendes Vertrauen in unseren Standort“, schließlich investierten diese Firmen ja – allerdings nur im Ausland. Weil Investitionen für künftiges Wachstum nötig seien, sieht er langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Freistaats in Gefahr.
Dabei kritisierte Gaffal die zu hohen Strompreise in Deutschland, die hohen Kosten der Energiewende und die geplante Angleichung der Renten in Ost- und Westdeutschland. Auf die Anmerkung, dass Autohersteller bei den Angaben von Abgaswerten täuschen (siehe Seite 11), sagte er: „Ein Auto verbraucht heute 50 Prozent weniger als vor zehn oder 15 Jahren.“ Außerdem sei die Automobilindustrie für Bayern „sehr wichtig“.