Der Wadlbeißer ist zahm geworden

Von der Subkultur zum Establishment: Zum 30.Geburtstag erinnert sich der „plärrer“-Chef.
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Plärrer-Chefredakteur Jochen Schmoldt mit der ersten und der jüngsten Ausgabe seines „Plärrer“.
dpa Plärrer-Chefredakteur Jochen Schmoldt mit der ersten und der jüngsten Ausgabe seines „Plärrer“.

Von der Subkultur zum Establishment: Zum 30.Geburtstag erinnert sich der „plärrer“-Chef.

NÜRNBERG Er wollte eine Gegenöffentlichkeit herstellen, der alternativen Szene eine Plattform bieten: Der Anspruch war hoch, als das Nürnberger Stadtmagazin „plärrer“ vor 30 Jahren auf den Markt kam. Heute hat es sich zu einer regionalen Kultur- und Veranstaltungszeitschrift gewandelt, kämpft mit sinkenden Einnahmen und tut sich schwer, junge Leser zu gewinnen. „Wir sind nicht mehr die Wadlbeißer wie früher“, räumt Chefredakteur Jochen Schmoldt (57) ein.

1979 wurde der „plärrer“ aus der Taufe gehoben. „Wir wollten die Subkultur beschreiben und bestärken“, erinnert sich Schmoldt. An Stoff fehlte es nicht: „Linke Themen wie die Anti-Atom-Bewegung oder Bio waren ein Tabu“, erzählt Schmoldt. „Der plärrer hat viele weiße Flecken gefärbt.“ Doch genau dies ist auch das Problem des Nürnberger Stadtmagazins: „Mit der Exklusivität von damals ist es vorbei.“

Anzeigen-Kunden wandern ab

Der „plärrer“ erreichte im vierten Quartal 2008 nach geprüften Zahlen eine Druckauflage von 12 000; verkauft wurden knapp 7000 Hefte. Bis heute ist die in einer Mitarbeiter-GmbH organisierte Zeitschrift unabhängig. Finanziell wurde es immer schwieriger, denn vor allem überregionale Inserenten wanderten ab. „Der Rückgang hat uns schwer getroffen.“

Mittlerweile schreiben überwiegend freie Mitarbeiter für das Heft. Redaktionell widmet sich der „plärrer“ heute vor allem der Kultur. Berichte über Filme, Konzerte und Ausstellungen füllen das Blatt, das mit zwei Euro weniger als ein Cappuccino kostet. Daneben lebt es von seinem Veranstaltungs- und Gastronomieteil. Dennoch bleibe der „plärrer“ auch politisch wachsam, versichert Schmoldt: „Die Option zu beißen bleibt. Wenn es für ein wichtiges Thema keine Öffentlichkeit gäbe, würden wir einsteigen.“

Stephan Maurer

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