Der verletzte Dompteur: Die Tiger sind alles für ihn

Anfang Dezember fällt eine Raubkatze den Dompteur Christian Walliser an, er liegt wochenlang im Koma – ein Monat später wagt er sich in Augsburg wieder in die Manege.
von  Abendzeitung
Dompteur Walliser
Dompteur Walliser © dpa

Anfang Dezember fällt eine Raubkatze den Dompteur Christian Walliser an, er liegt wochenlang im Koma – ein Monat später wagt er sich in Augsburg wieder in die Manege.

AZ: Herr Walliser, wie geht es Ihnen heute?

CHRISTIAN WALLISER: Ganz gut. Der Arzt war gerade da, hat mir weitere Medikamente aufgeschrieben und Tipps zum Trainieren gezeigt. Meine Muskulatur ist noch schwach, aber ich kann die Finger meiner rechten Hand wieder bewegen und sogar greifen. Ich werde auch wieder Autofahren können.

Sie standen am Wochenende in Augsburg das erste Mal wieder in der Manege. Was war das für ein Gefühl?

Ein sehr schönes Gefühl. Die Sägespäne und Tiere riechen – das ist gigantisch, wenn man so lange weg war.

Sie lagen vier Wochen in der Klinik...

Für mich ist von heute auf morgen etwas weggebrochen. Ich hatte keinen Zirkus – und damit nichts mehr. Im Barellizelt sind 1500 Leute aufgestanden, nur weil ich da war. Ich war überwältigt.

Im März treten Sie in der Nähe von München mit einer Tigernummer auf. Haben Sie Angst, in den Käfig zu gehen?

Überhaupt nicht. Ich verspüre Vorfreude. Auf die Arbeit, das Publikum, ganz besonders auf meine Tiere.

Haben Sie Ihre Tiger schon besucht?

Leider nein. Sie sind im Winterquartier, das zu weit weg ist. Aber sie sind in sehr guten Händen, das beruhigt mich.

Was hat Ihnen durch die Zeit im Krankenhaus geholfen?

Die Briefe der vielen Zuschauer, die mich im Crocofant, aber auch im Circus Krone schon gesehen haben. Ich habe so viel Zuspruch erfahren. Klar gab es auch die Tierschützer, die gegen mich waren. Aber als ich die Briefe gelesen habe, wie viel Freude ich den Menschen bereitet habe, dann ist es allein das, was für mich und meine Tiger spricht.

Ist der Job trotz aller Risiken Ihr Traumjob?

Natürlich. Auch ein Dachdecker kann vom Dach fallen und sich den Hals brechen.

Gab es Momente, in denen Sie dachten: Ich trete nie wieder auf?

Nein, meine erste Frage nach dem Koma galt den Tieren. Es ging immer um sie, sie sind alles für mich. Es war klar, dass keines erschossen wird. Ich habe einen Fehler gemacht, die Tiger wollten nichts Böses, sondern sind ihrem Instinkt als Raubtier gefolgt.

Werden Sie Ihr Programm ändern?

Ich werde es etwas abkürzen wegen meiner Hand. Sonst bleibt alles. Das bin ich dem Publikum schuldig.

Interview: A. K. Koophamel

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