Der U-Bahn-Bau setzt Keller unter Wasser
Dutzende von Hausbewohnern in der Nürnberger Nordstadt sind betroffen. Die Röhre wirkt wie eine Barriere. Grundwasser staut sich auf und läuft in die Häuser
NÜRNBERG In der Nordstadt stehen seit einer Woche zahlreiche Keller unter Wasser. Der Verdacht der Hausbewohner: Der schleichende Wassereinfall wird durch die neue U-Bahnstrecke (U3) ausgelöst.
Diplom-Ingenieur Rudolf H. Huttner (63), gerichtlich anerkannter Sachverständiger für Unfallschäden, hat sein Büro in der Pirckheimerstraße. Seit einer Woche läuft bei ihm im Heizungskeller eine Pumpe rund um die Uhr. Den eindringenden Wassermassen wird er trotz des technischen Dauereinsatzes nicht Herr.
Bei einer Besichtigung des Kellers erklärte Huttner der AZ seinen Kampf gegen den Wassereinbruch: „Wenn ich die Pumpe abschalte, steht der Keller sofort wieder mehrere Zentimeter unter Wasser.“ Der in technischen Fragen ausgesprochen versierte Ingenieur glaubte zuerst, dass das Wasser über eine verstopfte Dachrinne ins Haus gelaufen sein könnte. Er bohrte daraufhin ein Loch in den Betonboden des Heizungskeller, um das Wasser ablaufen zu lassen. Das Ergebnis schildert Huttner so: „Statt abzufließen, drückte sofort neues Wasser von unten her nach. Damit steht fest, dass es sich um Grundwasser handelt.“
Huttners Tochter Kerstin, eine Diplom-Geologin, ist überzeugt, dass die neu gebaute U-Bahn-Röhre entlang der Schweppermannstraße der Grund für die überfluteten Keller ist. Ihr Vater: „Das vom Burgberg Richtung Norden laufende Grundwasser wird durch die Röhre aufgestaut. Sie wirkt wie eine Barriere.“ Die Folge: Im Bereich Piloty-, Kaulbach- und Meuschelstraße dringt das Grundwasser in die Keller ein. Betroffen ist zum Beispiel auch ein neu renovierter Gebäudekomplex im Besitz der katholischen Kirche. Zur AZ sagte Huttner: „Ich habe von einem Handwerker erfahren, dass Dutzende von Kellern betroffen sind.“
Huttner und andere Betroffene wollen die nasse Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen. „Ich habe bereits das Tiefbauamt der Stadt auf das Problem aufmerksam gemacht. Den Hausbesitzern entsteht dadurch ja ein nicht unerheblicher Schaden.“
Beim zuständigen Abteilungsleiter ist die Beschwerde noch nicht angekommen. Werner Schuster: „Ich weiß von nichts.“ Helmut Reister
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