Der Tod der Freundinnen

Seyda (15) und Betül (14) sitzen im Auto, das Betüls Bruder Berkan (19) steuert – der Fahranfänger gerät ins Schleudern. Nur er überlebt den schrecklichen Unfall in der Oberpfalz.
FREYSTADT Berkan A. hat überlebt. Er war in seinem Opel Corsa auf dem Heimweg von einem Fußballspiel ins Schleudern geraten und in ein entgegenkommendes Auto gekracht. Der 19-jährige Führerscheinneuling aus Freystadt (Kreis Neumarkt) hatte einen Schutzengel – trotzdem bangen seine Eltern um sein Leben. Denn der junge Mann muss fortan mit einer schrecklichen Bürde fertig werden: Bei dem Unfall starben seine Schwester Betül (14) und deren Freundin Seyda (15).
Das Trio war auf dem Heimweg vom Toto-Pokal in Mühlhausen. Dort hatte die A-Jugend von Berkans Vereins gespielt. Die treuen Fans Betül und Seyda waren immer dabei, um die Spieler des „Türkspor Freystadt“ zu bejubeln.
Am Nachmittag machten sich die drei auf dem Heimweg. Die Sonne schien, die Straße war trocken, die Uhr in Berkans silbernem Corsa zeigte 17.35 Uhr. Berkan überholte noch einen Wagen, um sich an die Spitze vor zwei weitere Autos mit Vereinskameraden zu setzen. Dann geriet sein Corsa vor einer Linkskurve ins rechte Bankett. „Er geriet ins Schleudern und prallte mit der Beifahrerseite gegen einen entgegenkommenden VW Passat“, berichtet Polizeisprecher Josef Macha.
Fassungslos mussten die Freunde mitansehen, wie Berkans Corsa stark beschädigt in einem Feld liegen blieb. Sie alarmierten sofort über Notruf die Retter. Ein Großaufgebot raste zum Unglücksort.
Während die 45-jährige Passat-Fahrerin und ihre Tochter (17) mit kleineren Blessuren davonkamen, wurde BerkanA. schwer verletzt. Seine Schwester Betül starb noch an der Unfallstelle, ihre Freundin Seyda wurde ins Klinikum geflogen. Doch die Ärzte kämpften vergeblich um ihr junges Leben. Viereinhalb Stunden nach dem Unfall hörte ihr Herz auf zu schlagen.
Ein Kriseninterventionsteam versuchte im neu eröffneten Feuerwehrhaus von Thannhausen den verzweifelten Augenzeugen, Freunden und Angehörigen Trost zu spenden. „Ich kann es noch gar nicht glauben, er war so ein ruhiger Typ, gar kein Aufschneider“, sagt Berkans Trainer Goksal Ülker. „Ich sage meinen Jungs immer, sie sollen vorsichtig fahren. Jetzt ist es passiert.“
Die beiden jungen Türkinnen sind zwei von sechs Menschen, die am vergangenen Wochenende auf Bayerns Straßen getötet wurden. Auf der A7 Würzburg-Kassel ein Ehepaar (60, 54) aus Bad Kissingen. Ihr Wagen geriet am Samstagabend in der Nähe des Autobahndreiecks Werneck nach links von der Straße ab und prallte gegen die linke Leitplanke.
Ein 19-Jähriger starb am Samstag bei Fladungen (Kreis Rhön-Grabfeld). Der junge Mann verlor in einer Kurve die Kontrolle über seinen Wagen. Das Auto überschlug sich und blieb erst nach 20 Metern stehen. Für den Fahranfänger kam jede Hilfe zu spät. Er starb noch am Unfallort – auch für eine Münchnerin gab es keine Rettung mehr. Die 37-Jährige war als Beifahrerin in der Nacht zum Sonntag mit einem Nürnberger auf der A9 unterwegs. Bei Stammham geriet der Wagen des 32-jährigen Fahrers ins Schleudern, kam nach rechts von der Autobahn ab und überschlug sich mehrere Male. Die Frau war nicht angeschnallt, sie wurde aus dem Auto geschleudert.
Andrea Uhrig