Der „tiefste“ Deutsche ist ein Franke
NÜRNBERG - Der Gräfenberger Andreas Güldner stellte einen neuen deutschen Rekord im Freitauchen auf.
Ein Gräfenberger ist der tiefste Deutsche: Andreas Güldner (22) hat einen neuen deutschen Rekord im Apnoetauchen, im Freitauchen, aufgestellt. Im ägyptischen Dahab erreichte er eine Rekordtiefe von 71 Metern bei seinem Tauchgang mit Flossen. Das ist die Königsdisziplin: Der Mensch gelangt aus eigener Kraft und ohne Hilfe eines Zuggeräts in die Tiefe und auch aus eigener Kraft wieder an die Oberfläche. Die ersten Versuche tat Güldner im Gräfenberger Freibad – jetzt nutzt ihm seine Leidenschaft im Beruf: Güldner ist Minentaucher bei der Deutschen Marine.
Ein Gräfenberger Bademeister erkannte sein Talent
Seit seinem 13. Lebensjahr ist Andreas Freizeittaucher, ein Bademeister in Gräfenberg erkannte sein Talent. Der Jugendliche sah sich den Film „The Big Blue“ an – und war fasziniert. Sofort hörte er mit dem Rauchen auf. „Beim Freitauchen ist die Lunge zusammengepresst und mit Blutplasma gefüllt. Das schafft ein Raucher nicht“, sagt der Deutsche Meister. Voraussetzungen für den anstrengenden Sport: Konzentration und Entspannung, der Taucher muss in eine Art Trance verfallen. „Bevor ich abtauche, muss ich meinen Herzschlag mit yogaähnlichen Übungen auf 12 bis 14 Schläge pro Minute bringen.“ Normal sind beim erwachsenen Menschen 60 bis 80 Herzschläge.
Eine Belastung für den Körper, deshalb sind bei den Tauchgängen immer Ärzte zugegen. Einmal wurde Güldner bewusstlos, „da hatte ich meine Leistungskraft falsch eingeschätzt“. Heute sei er vorsichtiger. „Ich riskiere nichts.“
Güldner ist ein rationell denkender, bedächtiger junger Mann
Güldner ist ein rationell denkender, bedächtiger junger Mann – Eigenschaften, die für einen Minentaucher unerlässlich sind. Ein Schlüsselereignis erlebte und veränderte ihn am 24. April 2006. Er hatte sich bei der Marine als Zeitsoldat beworben, bevor er als Funker antreten sollte, machte er Tauchurlaub in Dahab. „Ich war mit einem Engländer und einer Schweizerin in der Stadt verabredet, verspätete mich aber um 15 Minuten. Für mich ein Glück, für meine Freunde ein Unglück. Selbstmordattentäter sprengten Touristen und Einheimische an drei Plätzen in die Luft. Es gab 25 Tote, viele Verletzte. Die Freundin aus der Schweiz verlor ein Bein, der Engländer hat Splitter im Körper. Die schrecklichen Bilder werde ich nie vergessen.“ Da reifte in ihm ein Entschluss: „Ich hatte erlebt, was Sprengstoffe anrichten können. Als Minentaucher wollte ich dazu beitragen, dass Sprengfallen und Minen beseitigt werden können. Ich bewarb mich bei den Minentauchern.“
Er rückt binnen einer Stunde aus
Die Minentaucher gehören zu den spezialisierten Einsatzkräften der Deutschen Marine. Mit den Kampfschwimmern gelten sie zur Elite, sie sind weltweit anerkannte Spezialisten. Die Soldaten lokalisieren, identifizieren und beseitigen Minen, Bomben und Sprengsätze im Meer, in Gewässern oder an Land. Andreas Güldner ist einer von nur 50 Minentauchern in Eckernförde. Der Tagesdienst besteht aus Schwimmen, Tauchen, Sport, Qualifizierung und Einsätzen in der ganzen Welt – wenn es sein muss, rückt Andreas binnen einer Stunde aus.
Die Ausbildung ist so hart, dass nur ein Bruchteil der Bewerber durchkommt. Andreas Güldner: „Ich habe nie ans Aufgeben gedacht, auch wenn es hart war. Ich will tauchen, ich will viel Wasser um mich haben – das finde ich nur bei der Marine.“ Wenn’s gefährlich wird, kann auch Geld nicht der Grund für die Leidenschaft sein: 184,07 Euro Minentauchzulage erhält er monatlich. Parallel dazu schätzt Güldner das Risiko seines privaten Sports ganz rational ein: „Solange man nicht allein trainiert und nichts riskiert, ist das Abtauchen ungefährlich.“
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