Der tiefe Fall des Baulöwen

Stress, Alkoholsucht: Hat der einstige Erfolgs-Unternehmer seine Tochter geschlagen? Am Donnerstag stand er vor dem Nürnberger Amtsgericht
von  Abendzeitung
Stand wegen Körperverletzung vor dem Amtsgericht: Baulöwe Wilhelm K.* (59).
Stand wegen Körperverletzung vor dem Amtsgericht: Baulöwe Wilhelm K.* (59). © bayernpress.com

Stress, Alkoholsucht: Hat der einstige Erfolgs-Unternehmer seine Tochter geschlagen? Am Donnerstag stand er vor dem Nürnberger Amtsgericht

NÜRNBERG Erfolg, Stress, Alkohol: In diesen Teufelskreis geriet auch der Nürnberger „Baulöwe“ Wilhelm K.* (59). Jetzt steht der einstige Vorzeige-Unternehmer vor einem Scherbenhaufen. Er musste letzten Sommer nicht nur den Chefsessel in seiner Firma räumen, auch seine Familie hat ihm den Rücken gekehrt.

Details des Dramas schwammen in einem Prozess vor dem Amtsgericht an die Oberfläche. Dort musste sich Wilhelm K. wegen Körperverletzung verantworten. Seine Tochter hatte ihn angezeigt.

Wilhelm K. erklärte wortreich, dass von einem Gewaltakt gegenüber seiner Tochter gar keine Rede sein könne. Während einer verbalen Auseinandersetzung, die zustande gekommen sei, weil er sich während eines Telefonats vom lauten Klavierspiel gestört fühlte, sei seine Tochter ausgerutscht und mit dem Kopf auf den Fußboden geschlagen. Die junge Frau dagegen behauptete, dass sie von ihrem Vater gegen einen Türrahmen gestoßen und dabei am Kopf verletzt worden sei.

Auf seine Frau ging er mit einem Samurai-Schwert los

Das Gericht konnte aufgrund der widersprüchlichen Angaben nicht zweifelsfrei klären, was an diesem Tag wirklich ablief. Nun muss auch die zweite Tochter als Zeugin aussagen. Das ist aber erst in einigen Wochen möglich, wenn sie von einer Urlaubsreise in Australien zurückgekehrt ist.

Dass er sich in einer schwierigen Lebenssituation befindet, räumte Wilhelm K. selbst ein. Wegen seiner stressbedingten Alkoholsucht habe er sich bereits psychiatrisch behandeln lassen. „Inzwischen geht es mir wieder besser“, sagte er gestern vor dem Prozess zur Abendzeitung.

Seine Alkoholprobleme, die offensichtlich schon längere Zeit bestanden, waren auch der Grund, warum er sich aus seiner Firma zurückziehen musste. Es sei deswegen immer wieder zu unliebsamen Zwischenfällen gekommen, hieß es aus Kreisen des Unternehmens. Da er auch keinerlei Einsicht habe erkennen lassen, habe man einen Schlussstrich ziehen müssen, um nicht die Firma zu gefährden.

Mit dem Ende seiner langjährigen Ehe scheint sich Wilhelm K. abgefunden zu haben. „Noch in diesem Sommer wird die Scheidung stattfinden, erklärte er gegenüber der AZ. Seine Frau hat die Nase voll. Auch sie wurde schon einmal auf unliebsame Weise mit seiner Unberechenbarkeit konfrontiert. Damals bedrohte er sie mit einem Samurai-Schwert, flüchtete und wurde von der Polizei gesucht. Endstation war die Psychiatrie. Helmut Reister

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