Der Tegernsee soll als Energiequelle für Luxushotel dienen

Direkt am Seeufer entsteht eine neue Luxus-Hotelanlage. Beheizt werden soll der Komplex klimafreundlich und innovativ – mit Hilfe des nahe gelegenen Gewässers selbst.
von  Leonie Fuchs
Der Tegernsee soll einem Luxushotel beim Beheizen der Anlage helfen – klimafreundlich und innovativ.
Der Tegernsee soll einem Luxushotel beim Beheizen der Anlage helfen – klimafreundlich und innovativ. © Matthias Balk/dpa

Tegernsee - Bei der Energieversorgung ihrer geplanten Hotelanlage in Bad Wiessee, das Seegut am Tegernsee, setzt die Firma Athos künftig auf eine im wahrsten Sinne nahe liegende Lösung: Wärme und Kälte für das rund 38 Hektar große Areal mit 25 Gebäuden von Investor Thomas Strüngmann sollen aus dem Tegernsee selbst gewonnen werden.

Luxushotel am Tegernsee: "Eine richtig coole Technik"

"Thermische Seewassernutzung" lautet das Stichwort – eine Lösung, die innovativ, regenerativ und zukunftsweisend sei, heißt es in einer Mitteilung der Firma. Auch Athos-Sprecher Stephan Heller nennt die Methode im Gespräch mit der AZ "eine richtig coole Technik".

Das Prinzip ist recht einfach: Seewasser wird aus einer Tiefe von rund 35 Metern entnommen, über Rohre an einem Wärmetauscher vorbeigeleitet und zurück in den Tegernsee geführt. Die geplante Luxus-Hotelanlage im Fünf-Sterne-Bereich, zu der 85 Zimmer und Suiten, Seeterrassen, eine Kunstscheune, Dorfladen sowie Spa-Anlage zählen sollen, könne dadurch beheizt und gekühlt werden.

Der benötigte Strom für die Wärmepumpe wird über eine Photovoltaikanlage erzeugt. "Nach Installation der Anlage ist das klimafreundliche System komplett CO2-neutral. Keine Transporte, keine Form von Emission - all dies gelingt ohne fossile Brennstoffe", so Heller.

In Österreich und der Schweiz wird die Technik schon genutzt

Das System der thermischen Seewassernutzung sei nicht neu, nur in Deutschland – aus für Heller unerklärlichen Gründen – noch nicht angekommen. In Österreich und der Schweiz wird die Technik bereits erprobt und angewandt.

"Dort werden so schon ganze Städte, etwa Luzern oder Teile von Zürich, mit Energie versorgt." Fernwärmenetze, wie sie heute in vielen Kommunen vorhanden sind, verteilen die erzeugte Energie dann an Haushalte und Unternehmen.

Keinerlei Auswirkungen auf den See zu befürchten

Nachteile oder Risiken? Es seien keinerlei Auswirkungen auf den See zu befürchten, sagt Heller: Die Fließ- beziehungsweise Abpumpgeschwindigkeit sei so gering, dass Fauna und Flora nicht beeinträchtigt werden.

"Keine Fische können angesaugt werden", heißt es auch in einer Mitteilung. Und weiter: "Weder Tiere oder die sensible Unterwasserwelt, also weder Fauna noch Flora, werden negativ beeinflusst." Auch die Fischerei habe keine Störungen zu erwarten.

Die Wasserentnahme findet zudem rund 370 Meter vom Ufer entfernt statt, die Anlage habe im Betrieb selbst keinerlei Emissionen und sei geräuschlos. Der gesamte Prozess wird laut Athos stetig überwacht.

Der Gemeinderat ist von der Idee begeistert

Der örtliche Gemeinderat sei von der Idee begeistert, so Heller. "Er will jetzt untersuchen, wie weitere Teile von Bad Wiessee per thermischer Seewassernutzung versorgt werden könnten.

Die Herausforderung besteht darin, dass ein Fernwärmenetz benötigt wird, das die Wärmeleistung zu den Verbrauchern bringt", erklärt Heller. In einer neu geplanten Hotelanlage sei ein solches System schnell verlegt. "Doch in einem bestehenden Ort ist der Aufwand dafür natürlich sehr hoch."

Generell sei es denkbar, dass der Tegernsee als Kraftquelle für alle anliegenden Gemeinden dienen könnte, meint der Sprecher. Das jedoch ist noch Zukunftsmusik – als Anstoß könnte das neue Seegut freilich dienen. Interessierte müssen sich jedoch noch etwas gedulden: Fertig gebaut soll die neue Luxus-Anlage erst 2027 oder gar 2028 sein.

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