Der Super-Herbst hat seinen Preis

Im September fiel nur 44 Prozent der normalen Regenmenge. Die ungewöhnliche Trockenheit erhöht die Waldbrand-Gefahr. Und den Binnenschiffern geht das Wasser unterm Kiel aus.
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Die Pegelstände sind tief gesunken: Für die Binnenschiffer wird es in diesen Tagen immer schwieriger.
dpa Die Pegelstände sind tief gesunken: Für die Binnenschiffer wird es in diesen Tagen immer schwieriger.

Im September fiel nur 44 Prozent der normalen Regenmenge. Die ungewöhnliche Trockenheit erhöht die Waldbrand-Gefahr. Und den Binnenschiffern geht das Wasser unterm Kiel aus.

NÜRNBERG Sonne und milde Temperaturen, der Schirm konnte im September an fast allen Tagen zu Hause bleiben. Doch bei aller Freude über das milde Wetter, die ungewöhnliche Trockenheit in den vergangenen Wochen hat auch ihre Kehrseiten. Erst letzte Woche fackelte eine Wiese ab, als ein Mann eigentlich nur seine alten Reifen verbrennen wollte. Und das ist nicht der einzige negative Aspekt des regenarmen Herbstes.

„In Nürnberg sind im September nur 22 Liter pro Quadratmeter gefallen. Das sind mit 44 Prozent weniger als die Hälfte der sonst üblichen Niederschlagsmenge“, erklärt Lars Dahlstrom, Meteorologe bei Meteo Media.

Ist bald die Grundwasserversorgung in Gefahr?

In den Wäldern breiten sich daher nun Schädlinge wie der Borkenkäfer leichter aus. Durch die Dürre steigt außerdem die Waldbrandgefahr. Vorsicht ist also angebracht, besonders mit weggeworfenen Zigaretten. Im Nürnberger Reichswald bestehe derzeit jedoch keine akute Gefahr, auch der Borkenkäfer habe dort schlechte Karten, erklärt Roland Blank, Leiter des Forstbetriebs Nürnberg, zu dem 24.000 Quadratmeter Waldfläche gehören. „Der Reichswald hat einen hohen Kiefernanteil, die im Gegensatz zu Fichten kaum anfällig für Schädlinge sind. Die wenigen befallen Bäume schaffen wir frühzeitig aus dem Wald und verhindern so die Ausbreitung der Borkenkäfer“, sagt Blank.

Die geringe Niederschlagsmenge wirkt sich auch auf die Gewässer aus. So liegt der Pegel des Rothsees derzeit etwa vier Meter unter Höchststand. Vom Niedrigwasser ist auch die Schifffahrt betroffen. Auf der Donau müssen zahlreiche Schiffe pausieren, weil ihnen das Wasser unterm Kiel nicht reicht. Außerdem ist auch der Grundwasserspiegel drastisch gesunken. „Im Moment ist die Grundwasserversorgung aber keinesfalls gefährdet“, beruhigt Josef Käckl, der Leiter des Wasserwirtschaftsamts in Nürnberg, Bei anhaltender Trockenheit könnte sich das jedoch bereits in einigen Wochen ändern.

Bauern atmen auf: Wechselhaftes Wetter mit gelegentlichen Regenschauern ist prognostiziert

Die Landwirte betrachten die regenfreien Wochen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. So sind für die aktuell anstehende Ernte von Kartoffeln, Mais und andern Gemüse- und Getreidesorten trockene Tage weiterhin von Vorteil, meint der Geschäftsführer des bayerischen Bauernverbandes Helmut Wolf. Andererseits hat der seltene Regen im September auch einen wesentlichen Nachteil. Die Herbstsaaten sind schlechter aufgegangen, die Ernte von Wintergerste und Raps wird in diesem Jahr folglich schlechter ausfallen als in den Vorjahren.

Für die nächsten Wochen wünschen sich die Landwirte daher beides. Niederschläge für die Aussaat, aber auch schönes Wetter für die Ernte. Meteorologe Dahlstrom hat zumindest für die nächsten Tage in Nürnberg ähnliche Voraussagen: wechselhaftes Wetter mit gelegentlichen Regenschauern. So trocken und warm wie der September wird der Oktober aber wohl nicht.

Beim nächsten Wolkenbruch bleibt aber zumindest ein Trost: Mit jedem Regentropfen sinkt die Waldbrandgefahr und der Grundwasserspiegel steigt.

Stefanie Schaller

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