Der S-Bahn-Bau entzweit Maly und Jung
Das Projekt droht zu scheitern, das Verhältnis der Rathaus-Chefs ist merklich abgekühlt
NÜRNBERG/ FÜRTH Das Verhältnis zwischen Nürnberg und Fürth war noch nie einfach. Doch seit in den Rathäusern der beiden Städte wieder SPD-Oberbürgermeister das Sagen haben, zogen Ulrich Maly und sein Fürther Kollege Thomas Jung zunächst an einem Strang. Doch jetzt ist das Verhältnis der beiden merklich abgekühlt. Grund für den Zoff ist der Bau der S-Bahn Richtung Erlangen und Forchheim. Zuletzt haben die Fürther eine gemeinsame Bürgeraktion beider Stadtoberhäupter abgesagt. „Kein Interesse“, hieß es aus dem Fürther Rathaus.
Das sah vor einigen Jahren noch ganz anderes aus. Da stiegen Jung und Maly gemeinsam auf die Räder, um die Fertigstellung des Radwegs zwischen den beiden Städten zu feiern. Das ist Geschichte. Später mussten sie vor allem Krisen gemeinsam meistern – zuletzt beim Aus für den Quelle-Konzern. Doch da konnten sie nicht anders. Da mussten sie zusammen auftreten.
„Da spielt auch der Neid eine Rolle“
Ansonsten machen die Fürther „ihr Ding lieber alleine“, so ein führender Kopf im Nürnberger Rathaus. Schiebt die Metropolregion Nürnberg – übrigens eine Erfindung Malys – etwas an, ist Fürth nur mit angezogener Handbremse dabei. Oder gar nicht. Wie jüngst bei der gemeinsamen Mitfahrzentrale. Zusätzlich streiten sich beide Städte um die Ansiedlung von Firmen. In der Fürth feiert man derzeit den Umzug der Bio-Kette ebl aus Nürnberg. Zwar betonen alle Beteiligten nach außen die gutnachbarschaftlichen Beziehungen. Doch im Nürnberger Rathaus nimmt die Verärgerung zu. „Da spielt auch der Neid eine Rolle“, heißt es bei der Nürnberger SPD. „Der Thomas ist mit 80 Prozent wiedergewählt worden – und der Uli nur mit 65 Prozent. Aber alle Welt schaut trotzdem nur auf Ulrich Maly!“
Zur Verärgerung trägt auch die starre Haltung der Fürther in Sachen S-Bahn-Schwenk durchs Knoblachsland bei. Sollte das Projekt platzen, weil die Fürther ein komplett neues Verfahren wollen und klagen, steht der S-Bahnbau Richtung Norden komplett in Frage. „Dann ist Feuer unterm Dach“, heißt es in Nürnberg.
Deshalb reagierten die Fürther wohl auch so ablehnend auf die Anfrage, einer der mobilen Nürnberger Bürgerversammlungen gemeinsam enden zu lassen – zum Beispiel auf dem Gelände der Tucher-Brauerei, die genau auf der Stadtgrenze steht.
Denn auch der Fürther OB veranstaltet heuer eine Bürger-Radtour. Thema ist das Bahnjubiläum. Aber wenn’s um die Eisenbahn geht, dann möchte er das offensichtlich nicht gemeinsam mit den Nürnbergern erörtern. Michael Reiner
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