Der Rekord-Grüne steigt aus

NÜRNBERG Er ging – auf einem SPD-Wahlplakat – „meilenweit für den Sozialismus“ und ist Nürnbergs erster (und bisher einziger) bekennender Schwule im Stadtrat: Seit 1972 sitzt Jürgen Wolff im Kommunalparlament, erst für die SPD und seit 29 Jahren für die Grünen. Bei der Feier seines 70. Geburtstags im Südpunkt hat Nürnbergs Rekord-Grüner jetzt erklärt: Nach 40 Jahren im Rat ist Schluss. „Im Frühjahr werde ich den Oberbürgermeister um die Entlassungen aus dem Amt bitten.“
Denn einfach so zurücktreten kann ein Kommunalpolitiker in Bayern nicht. Der Stadtrat muss darüber abstimmen. Jürgen Wolff, bis 2014 gewählt, klagt über seine angeschlagene Gesundheit. Immer wieder muss er Sitzungen ausfallen lassen. Im Frühjahr 2012 ist er 40 Jahre im Rat. „Er hat Spuren in der Nürnberger Stadtgeschichte gezogen“, sagte OB Ulrich Maly (SPD) bei der Feier. „Er lebt mit und für die Politik.“
„Liebenswerter Chaot“ und Stadtberühmtheit
Für Grünen-Fraktions-Chefin Brigitte Wellhöfer, damals noch nicht in der Öko-Partei, war der „liebenswerte Chaot“ Wolff der „erste Grüne, den ich kennengelernt habe“. Landtags-Vizepräsidentin Christine Stahl (Grüne) nannte ihn eine „Stadtberühmtheit im positiven Sinn“. Ex-Kulturreferent Georg Leipold erinnerte an Wolffs Kampf für Nürnbergs Kulturszene.
Der Jubilar verdrückte bei der Feier, durch die Travestie-Künstler Ellen Lang führte, einige Tränen: „Ich hab halt nahe am Wasser gebaut.“