Der Reiz der extremen Gefahr

„Für solche Leute ist ein normaler Stadtmarathon eher langweilig." - Ein Mediziner und Sportler über den Kick und das tödliche Risiko beim extremen Berglauf.
Was treibt Leute an, die in einem dünnen T-Shirt ins Hochgebirge laufen? Wer einen Alpinlauf absolviert, der sucht den Kick. „Für solche Leute ist ein normaler Stadtmarathon eher langweilig“, sagt Stefan Weber, Allgemeinmediziner und Extremsportler. Der 47-jährige Kölner lief 2004 den Swiss Alpine, den größten Ultra-Berglauf der Welt rund um Davos – 78 Kilometer (und 2600 Höhenmeter) in 9 Stunden und 15 Minuten.
„Ständig geht es bergauf, dazu kommt die dünne Höhenluft. Mental ist das eine viel größere Herausforderung als jeder Marathon im Flachland“, betont Weber. „Dazu locken klangvolle Name wie in diesem Fall die Zugspitze, der höchste Berg Deutschlands. Dem will man sich als Läufer stellen.“ Es ist die Natur, die atemberaubende Landschaft, die die Sportler lockt.
„Es ist aber auch die Gefahr, die manche reizt“, sagt der Mediziner. „Das Risiko, in einen Wetterumschwung zu geraten und dann den Kräften der Natur zu trotzen.“ Manche unterschätzen dabei aber, wie schnell das Wetter in den Bergen umschlägt – wie gestern. In so einer Situation wird eine falsche Ausrüstung zum tödlichen Risiko. „Die Warnungen der Veranstalter werden oft ignoriert. Die Läufer starten in ihrer normalen Laufkleidung, weil sie die Bedingungen im Hochgebirge schlicht unterschätzen“, sagt Stefan Weber. Schnell sind sie dann durchgeschwitzt und ausgepowert, der Körper kühlt blitzschnell aus. Weber: „Die Läufer taumeln nur noch orientierungslos umher, bis sie schließlich zusammenbrechen.“
Getrieben vom Ehrgeiz ignorieren viele erste Warnsignale des Körpers. „Keiner von uns gibt gerne auf“, sagt Weber, „erst recht nicht, wenn man weiß, dass man kurz vor dem Ziel ist.“
rah