Der Pflege-Report
Die Heimaufsicht stellte bei 68 Prozent der Kontrollen zum Teil erhebliche Mängel fest
NÜRNBERG Die Heimaufsicht der Stadt Nürnberg hat einen neuen Namen bekommen. Die Behörde, die in 80 Alten- und Behindertenheimen im Stadtgebiet nach dem Rechten schaut, heißt jetzt „Fachstelle Pflege- und Behinderten-Einrichtungen – Qualitätsentwicklung und Aufsicht (FQA) der Stadt Nürnberg“. Deswegen sind die Fakten, die die elf Mitarbeiter der Behörde im letzten Jahr zusammengetragen haben, aber nicht unbedingt erfreulicher geworden. Der Pflege-Report, mit dem sich am 15. Juli der Gesundheits- und Sozial-Ausschuss im Rathaus beschäftigt, zeigt: In den Nürnberger Heimen liegt nach wie vor vieles im Argen.
Die Behörde, die letztes Jahr um zwei Planstellen verstärkt wurde, hat insgesamt 120 Kontrollen durchgeführt. Bei mehr als der Hälfte der Stichproben, nämlich 65, wurden zum Teil erhebliche Mängel festgestellt. In 87 Heimen sahen sich die Kontrolleure gezielt den Pflegezustand von 502 Bewohnern an (bei 7516 Altenheim-Plätzen in Nürnberg). Ergebnis: In 59 Heimen wurden zum Teil erhebliche Pflegemängel festgestellt – das sind 68 Prozent! Beispiele:
Oft wurde mit unangebrachten Maßnahmen reagiert
Auf Hautveränderungen von Bewohnern – Blutergüsse, Ödeme, Kratzspuren – wurde nicht oder nicht sachgerecht reagiert. Das gilt auch für Aufliege-Geschwüre, so genannte Dekubiti. Zwar wurden zum Teil Wechseldruckmatratzen zur Verhinderung solcher Geschwüre eingesetzt – aber falsch eingestellt!
Nach Stürzen der Heimbewohner wurde nicht mit angebrachten Maßnahmen reagiert. So wurde eine halbseitig gelähmte Frau, die gestürzt war, aber sich nicht mehr zu ihren Schmerzen äußern konnte, nicht mal ins Bett gelegt, um mögliche Folgen des Sturzes abzuklären.
Ob Fieber, Bluthochdruck oder bedrohliche Blutzuckerwerte – nicht selten wurden solche gravierenden Gesundheitsprobleme vom Pflegepersonal ignoriert beziehungsweise falsch behandelt.
Der Pflegebereich könnte künftig große Personalprobleme bekommen
Noch immer werden Fehler bei den so genannten Freiheit einschränkenden Maßnahmen gemacht. Und noch immer finden die Kontrolleure in den Heimen Menschen, die fixiert wurden, obwohl kein entsprechender Beschluss des Vormundschaftsgerichts vorlag.
„Bei diesen freiheitsentziehenden Maßnahmen gibt es immer noch große Probleme“, sagt der zuständige Referent Peter Pluschke. Er sieht zwar einen „Trend zur Besserung“ in den Heimen, befürchtet aber für die Zukunft dort große Personalprobleme: „Wir müssen schauen, wie wir die Fachkraft-Quote sichern.“
Zu wenig junge Leute gehen in die Pflegeberufe – was natürlich mit dem Ansehen der Branche und den niedrigen Gehältern zu tun hat. Bessere Bezahlung und Förderung der Ausbildung durch die öffentliche Hand könnten helfen, meint Pluschke. venne
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