Der Mir-doch-egal-Streik im Nürnberger Nahverkehr

Kein Stau, keine langen Warteschlangen an den Taxiständen, kein Gedrängel in den Bussen: Diesmal blieb das erwartete Verkehrschaos aus
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Die U-Bahnhöfe blieben gestern geschlossen.
B. Meyer 2 Die U-Bahnhöfe blieben gestern geschlossen.
Kundgebung der Streikenden am Nürnberger Plärrer.
B. Meyer 2 Kundgebung der Streikenden am Nürnberger Plärrer.

Kein Stau, keine langen Warteschlangen an den Taxiständen, kein Gedrängel in den Bussen: Diesmal blieb das erwartete Verkehrschaos aus

NÜRNBERG Kein Stau, kein Gedrängel in den wenigen Bussen, keine Warteschlangen an den Taxiständen: Das befürchtete Chaos auf den Straßen beim zweiten Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr blieb gestern aus! Während sich bei der Premiere vor drei Wochen noch die Autos zur Rush-Hour im Schritt-Tempo durch die Stadt quälten, lief gestern alles (fast) normal beim „Mir-doch-egal-Streik“.

Lag es daran, dass Schulferien und viele verreist waren? Nutzten viele den Streik, um sich einen freien Tag zu genehmigen? Oder waren die Menschen einfach gut vorbereitet? Die Team-Bank beispielsweise setzte eigens für ihre pendelnden Mitarbeiter aus dem Umland einen Shuttle-Service vom Hauptbahnhof zum Rathenauplatz ein.

So hielt sich der Ärger der meisten Betroffenen in Grenzen: „So wie man sich mit dem Wetter arrangiert, arrangiert man sich auch mit dem Streik“, sagt Michaela Hein, die sich kurzerhand ihr Fahrrad geschnappt hat. Ein alleinerziehender Vater, der seinen Sohn per Taxi zum Kindergarten bringt, zuckt die Schultern: „Fünf Kilometer mit einem Fünfjährigen bei dem Wetter morgens auf dem Rad – unmöglich. Aber die 14 Euro fürs Taxi sind vielleicht für einen guten Zweck...“

Gewerkschaftssekretär Helmut Doser braucht zum Streik keinen Zorn der Betroffenen: „Es ist diesmal harmlos für die Bürger abgegangen. Aber wir streiken ja nicht, um die Bürger zu belästigen, sondern um unsere Ziele zu erreichen.

Ver.di fordert für die 6500 Nahverkehrs-Beschäftigten im Freistaat 9,5 Prozent mehr Lohn und höhere Schichtzuschläge. Die bayerischen Kommunen bieten bisher eine Einmalzahlung von 200 Euro, ab April 2,6 Prozent mehr Lohn sowie 20 Prozent höhere Schichtzuschläge und zum Januar 2,4 Prozent mehr. Die Arbeitszeit soll dafür von 38,5 auf 40 Stunden pro Woche erhöht werden und die Beschäftigten einen jährlichen „Gesundheitstag“ erhalten.

Am Montag wollen Arbeitgeber und Gewerkschaft erneut verhandeln. Erhard Ott, beim Ver.di-Bundesvorstand verantwortlich für Verkehr, polterte bei seiner Rede am Plärrer, wo sich laut Ver.di tausend Streikende nach Sternmärschen zur Kundgebung und wärmender Kartoffelsuppe trafen: „Almosen lassen wir uns nicht gefallen. Wenn die Verhandlungen scheitern, gehen wir in die Urabstimmung und dann in den unbefristeten Streik!“

Dann sind die Ferien allerdings vorbei... Andrea Uhrig

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