Der liebe Gott an der Bettkante
NÜRNBERG - Eva-Ingeborg Scholz, die große Charakterdarstellerin, spielt in Sommerhausen die „Dame in Rosa“.
Ob sie 81 Jahre alt ist oder doch schon 83, das ist Eva-Ingeborg Scholz eben nicht egal – sie hält es geheim. Für die Schauspielerin, die ein halbes Jahrhundert deutsche Kino-Geschichte repräsentiert (vom ersten DEFA-Film „1-2-3 Corona“ übers BDM-Mädel in Helmut Käutners „Des Teufels General“ und die Killer-Mutter in Fassbinders „Der amerikanische Soldat“ bis Dietls „Rossini“ von 1997), zählt jeder Tag als Chance, etwas zu spielen. Jetzt tritt sei bei Veit Relin im Torturmtheater Sommerhausen als Eric Emmanuel Schmitts „Dame in Rosa“ auf.
Der französische Bestseller-Autor hat die Geschichte des zehnjährigen Leukämie-Patienten Oscar, an dessen Krankenbettkante die rosa Dame ein Spiel mit dem lieben Gott arrangiert, erst als Buch und dann für die Bühne geschrieben. Auch die Szene bleibt ganz Literatur, denn der gefühlig-gefühlvolle Text verzichtet auf theatralische Effekte. Alles spiegelt sich in Stimme und Mimik der Darstellerin, die als guter Geist einschwebt.
Schmitt, dessen Szenen um „Kleine Eheverbrechen“ diese Saison in Fürth auf dem Spielplan stehen, lockt mit seiner heiter melancholischen Lebenshilfestellung daheim in Frankreich wie hier in Deutschland gereifte Leinwand-Gesichter zum Live-Auftritt. Elke Sommer spielte die Rolle im Erlanger Markgrafentheater und auf Tournee in aller nötigen Diskretion. Das kann Eva-Ingeborg Scholz gewiss noch besser, verfügt sie doch über die Basis einer handfesten Theater-Karriere zwischen München, Hamburg und Berlin, die sie zuletzt mit Ibsens „Gespenster“ touren ließ. Bis 30. Mai steht sie nun (jeweils Dienstag bis Samstag, Karten Tel. 09333/268) im Torturm für rosa Zeiten. D.S.
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