Der Kampf gegen den Schnee geht weiter - Entspannung in Sicht

Das Wetterchaos in Bayern: Tausende Helfer waren tagelang im Schneeeinsatz. Noch ist das nicht vorbei, noch immer wird auf den Dächern geschaufelt, um die Schneelast wegzubringen. Doch es wird nun ruhiger.
Traunstein/Berchtesgaden - Nach dem Schneechaos der vergangenen Tage zeichnet sich am bayerischen Alpenrand eine weitere Entspannung ab: Für die kommenden Tage erwarten die Meteorologen deutlich besseres Wetter. Am Dienstag waren allerdings abermals Tausende Helfer damit bschäftigt, Schnee von Dächern und Zufahrtsstraßen zu räumen. Dabei kamen auch knapp 1200 Soldaten der Bundeswehr zum Einsatz. Teils mussten Lawinen gesprengt werden. Weiterhin galt in drei Landkreisen in Oberbayern der Katastrophenfall. Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und am Abend auch im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wurde er aufgehoben.
Extrem angespannte Lawinenlage
Allein im Landkreis Berchtesgadener Land waren am Dienstag noch immer rund 600 Dächer freizuschaufeln, die Helfer hatten seit vergangener Woche gut 800 Dächer von den schweren Schneemassen befreit. "Der Schwerpunkt sind derzeit die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land, in den anderen Regionen gehen die Aktivitäten zurück", sagte der Presseoffizier der Gebirgsjägerbrigade 23, Eckhard Michel. Vor allem in höheren Lagen hatte es in der Nacht zum Dienstag erneut kräftig geschneit.
In Reit im Winkl richtete die Feuerwehr drei behelfsmäßige Landeplätze für Hubschrauber ein. Die Helikopter werden für Erkundungsflüge, Material- und Soldatentransporte eingesetzt. Die Bundeswehr stellt unter anderem einen nachtflugtauglichen Transporthubschrauber zur Verfügung. 50 Soldaten sollen am Mittwoch in den Winklmoosalmen eingeflogen werden. Derzeit sind dort 70 Personen eingeschlossen. Zudem ist die Lawinenlage extrem angespannt. In Reit im Winkl sind derzeit mehr als 500 Einsatzkräfte der Feuerwehr, des THW sowie der Bundeswehr vor Ort.
Am Mittwoch findet wieder Unterricht statt
Die Kosten der tagelangen Einsätze Tausender Helfer wurden noch nicht beziffert. Laut Landratsamt Bad-Tölz/Wolfratshausen werden sie von jeder Organisation oder den Gemeinden selbst bezahlt, dann können die Rechnungen bei der Regierung von Oberbayern eingereicht werden.
Nach tagelangem Unterrichtsausfall können die meisten Kinder am Mittwoch wieder in die Schule gehen. Nur einige Unterrichtsgebäude bleiben noch geschlossen; vom Unterricht befreit sind außerdem Schüler, deren Wohnorte per Schulbus nicht erreichbar sind.
Der Zugverkehr blieb am Dienstag auf einigen Strecken eingeschränkt. Auf den meisten Regionalstrecken sollen aber Mitte der Woche die Züge wieder rollen. Nur südlich von Garmisch-Partenkirchen und im Bayerischen Wald bleiben wahrscheinlich noch Strecken unpassierbar.
Hotels von Lawinen getroffen
In den bayerischen Alpen herrscht oberhalb der Waldgrenze weiter die zweithöchste Lawinenwarnstufe vier, ebenso in vielen Gebieten Österreichs. In Ramsau im österreichischen Bundesland Steiermark traf eine nächtliche Lawine ein Hotel, bereits am Vortag hatte eine Lawine in Balderschwang im Oberallgäu ein Hotel erfasst. In beiden Fällen wurde niemand verletzt.
In vielen Wintersportorten liefen auch am Dienstag die Lifte nicht, darunter auch in Deutschlands höchstgelegenem Skigebiet auf der Zugspitze und in den Münchner Hausgebieten am Sudelfeld und am Spitzingsee. "Das war eine harte Woche", sagte Peter Lorenz von den Bergbahnen am Spitzingsee, am Brauneck und am Wallberg. Mitarbeiter hätten in den vergangenen acht Tagen "unter schwierigsten Bedingungen Dächer freigeschaufelt, Lifttrassen freigeräumt, Lawinen gesprengt und umgeknickte Bäume beseitigt", sagte Lorenz. An diesem Mittwoch sollen die meisten Lifte wieder öffnen, auch an der Zugspitze.
In tieferen Lagen droht nun Hochwasser
In Garmisch-Partenkirchen konnten Skifahrer in diesen Tagen zumindest auf einigen Pisten im Skigebiet Classic ihre Schwünge ziehen. "Welche Lifte und Pisten in Betrieb gehen können, wird jeden Tag aufs Neue abhängig von den tagesaktuellen Bedingungen entschieden", teilte die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, Verena Lothes, mit.
Während sich die Lage in den Schneeregionen entspannt, traten in tieferen Lagen mehrere Flüsse und Bäche über die Ufer. Das Hochwasser an der Wörnitz in Schwaben erreichte in der Nacht zum Dienstag in Harburg (Landkreis Donau-Ries) die zweithöchste Meldestufe: Einzelne bebaute Grundstücke oder Keller sind überflutet und Straßen mussten gesperrt werden. Darüber hinaus gab es teils kleinere Überschwemmungen, etwa wurden Äcker oder Wege überflutet.
Tauwetter in Verbindung mit Regen hatte die Pegelstände steigen lassen. Doch nun sinkt die Schneefallgrenze wieder, Niederschläge fallen als Schnee - und damit fließt das Hochwasser wieder ab, die Hochwasserlage soll sich in der zweiten Wochenhälfte ebenfalls normalisieren.
Lesen Sie hier: Alle Infos zum Schnee-Chaos in Bayern in unserm Newsblog