Der harte Hans

Hans Meyer kontra Club: Die Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht ist gescheitert. Der Ex-Trainer pocht auf seine 1,82 Millionen Euro Gehalt bis Juli 2009. "Mit mir wäre der Club nicht abgestiegen.“
von  Abendzeitung

Hans Meyer kontra Club: Die Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht ist gescheitert. Der Ex-Trainer pocht auf seine 1,82 Millionen Euro Gehalt bis Juli 2009. "Mit mir wäre der Club nicht abgestiegen.“

NÜRNBERG Prinzipiell stocksauer, aber mit guten Karten geht Ex-Trainer Hans Meyer in den Streit mit dem Club um seine Gehaltsfortzahlungen. Bis Juli 2009 läuft sein Vertrag mit dem 1. FCN noch, bei einem Monatsgrundgehalt von 140000 Euro kann sich der Hans im Glück auf 1,82 Millionen Euro plus Zinsen freuen – ohne dafür auch nur ein Hütchen aufstellen zu müssen.

Und darauf pocht der harte Hans. Schon im August scheiterte ein Schlichtungstermin beim DFB, ebenso wie die „Güteverhandlung“ vor dem Arbeitsgericht Nürnberg unter Leitung von Richterin Alexandra Willmar am gestrigen Freitag. Meyer, anwaltlich vertreten von Jörg Richardi aus Stuttgart, pocht darauf, dass in seinem aktuellen Vertrag, es ist bereits der dritte mit dem Club, die Klausel, „gültig nur für Liga eins“ fehlt. Nämliche Klausel war in den Verträgen eins und zwei noch enthalten, flog aber bei Kontrakt Nummer drei raus. Ebenso der Passus, dass beide Parteien ohne Grund das Arbeitsverhältnis kündigen können.

"Zeitpunkt meiner Beurlaubung unverständlich"

Meyer: „Als wir über diesen Vertrag sprachen, hatten wir gerade die Bayern 3:0 geschlagen, und der Hamburger SV sowie noch zwei lukrativere Vereine hatten bei mir angeklopft. Als ich dem HSV abgesagt hatte, wollte ich mich absichern. Ich wollte nicht der Willkür des Club ausgeliefert sein. Es hat sich gezeigt, dass ich richtig lag. Der Zeitpunkt meiner Beurlaubung war absolut unverständlich. Mit mir wäre der Club nicht abgestiegen.“

Erstliga-Klausel vergessen: Der Club gestand den Fehler ein

Hypothetisch für Richterin Willmar, die aber feststellte: „Für Herrn Meyer spricht die festgeschriebene Laufzeit und dass es keine auflösenden Bedingungen gibt.“ Der Club, in der Schlammschlacht vertreten vom kaufmännischen Vizepräsidenten Ralf Woy und Anwalt Christoph Schickhardt, gestand einen Fehler ein (Erstliga-Klausel vergessen), argumentierte aber mit der Höhe der Bezüge. Woy: „Ein Monatsgehalt von 140.000 Euro zahlen wir in der Zweiten Liga definitiv nicht. Schon daraus erschließt sich, dass der Vertrag nur für die Erste Liga ausgelegt war.“

Schickhardt verwies auf Meyers wiederholte Äußerungen, nicht mehr in der Zweiten Liga trainieren zu wollen und legte den Mitschnitt eines TV-Interviews einen Tag vor Meyers Beurlaubung am 11. Februar 2008 vor: „Da kann man den Wortlaut nicht verdrehen.“ Meyer sagte damals: „Mit 65 Jahren gehe ich nicht mehr in die Zweite Liga.“ Logische Folge für Schickhardt: „Wenn er dauernd sagt, dass er es nicht macht, hat er auch keinen Vertrag für die Zweite Liga geschlossen.“

Meyer gab zu, „da habe ich mich dumm geäußert“, versichert aber heftig, „dass wenn ich Verantwortung für den Abstieg gehabt hätte, hätte ich die auch in der Zweiten Liga übernommen. Aber das ist mir ja nie angeboten worden.“ Konter Schickhardt: „Wer ständig sagt, dass er es nicht macht, dem bietet man das auch nicht an. Meyers Aussage hat beim Abwägungsprozess eine Rolle gespielt.“ Will heißen: Daraufhin holte der FCN Thomas von Heesen.

„Sogar LR Ahlen hat mir mal mehr geboten, als ich beim Club jetzt habe“

Für Meyers Anwalt Jörg Richardi alles nicht relevant. „Hier geht es um einen Folgevertrag. Als der geschlossen wurde, war der Abstieg kein Thema.“ Und in Sachen Gehaltshöhe hatte die Fraktion Meyer auch noch in petto: „Nehmen wir nur die letzte Saison, ein Christoph Daum in Köln oder ein Ralf Rangnick in Hoffenheim arbeiten auch nicht für einen Nasenpopel.“ Zusatz Meyer: „Sogar LR Ahlen hat mir mal mehr geboten, als ich beim Club jetzt habe.“

Inmitten der weiteren Wortgefechte (u.a. Woy zu Meyer: „Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell sich Menschen ändern, vor allem, wenn es ums Geld geht“) stellte Richterin Willmar fest, dass es keine Einigung gebe. Richardi schlug ein weiteres, internes Treffen („Das hier ist nicht das richtige Forum“) vor, um sich außergerichtlich zu einigen. Schickhardt will Meyers Gehalt um 50 Prozent reduzieren, also auf 70000 Euro pro Monat und hofft, dass Meyer schnell einen neuen Job findet: „Im Herbst fallen die Blätter und fliegen die Trainer“. Ein frommer Wunsch.

Schlusswort Richardi zu Schickhardt: „Sie werden Oropax brauchen, damit Sie ihr Zähneknirschen nicht mehr hören.“ Klingt nach: Hans bleibt hart – und einem erneuten Treff vor Gericht. Termin laut Willmar: erstes Quartal 2009. Eberhardt Ergenzinger

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