Der Feiertag wird gestrichen

München - In den „Rathaus-News“ auf der Homepage des Örtchens Baiersdorf in Mittelfranken steht es zum letzten Mal: „Auf Grund des Feiertages Maria Himmelfahrt ist am 15. August 2013 das Rathaus geschlossen.“
Denn: Der Zensus hat hier zugeschlagen. Und das nicht nur in Baiersdorf, sondern auch in Speichersdorf in Oberfranken und Memmingerberg im Unterallgäu: Die Menschen, die dort wohnen, haben an diesem Donnerstag zum letzten Mal feiertagsfrei, denn der Feiertag Mariä Himmelfahrt wird in diesen Gemeinden zum nächsten Jahr abgeschafft. Warum? Weil sie zu wenig katholische Mitbürger haben.
Bei der Volkszählung 2011 fiel dem Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung auf, dass in diesen drei Gemeinden mehr evangelische als katholische Bürger wohnen. Die Konsequenz: Ab 2014 ist Mariä Himmelfahrt kein gesetzlicher Feiertag mehr: Alle Geschäfte haben geöffnet, die Menschen müssen zur Arbeit.
„Für mich war das absehbar“, sagt Manfred Porsch, Bürgermeister von Speichersdorf zur AZ. „Ende der 90er Jahre sind viele Spätaussiedler zu uns gezogen, die zu fast 90 Prozent evangelisch sind. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sich das bemerkbar macht.“
Speichersdorf wurde im Jahr 1972 aus acht kleinen Gemeinden zusammengelegt. „Damals waren wir noch überwiegend katholisch“, erklärt der Bürgermeister. Aber er ist sich sicher, dass seine Bürger diesen gestrichenen Feiertag sachlich aufnehmen – so wie er es auch tut. Denn in dem Punkt geht es schließlich um die Ökumene.
Das findet auch der Speichersdorfer Pfarrer Sven Grillmeier. Er leitet die Pfarreiengemeinschaft Kirchenlaibach–Mockersdorf. In den Teil Kirchenlaibach fällt das um seinen Mariä-Himmelfahrts-Feiertag beraubte Speichersdorf. „Natürlich ist das bedauerlich, aber wir arrangieren uns damit“, sagt Grillmeier.
Das Kräuterbüschelbinden, so versichert er, findet weiterhin statt, auch Mariä Himmelfahrt als Feiertag wird weiterhin seinen Platz in der Gemeinde haben. „Mockersdorf liegt in der Oberpfalz, und dort haben wir noch genügend Katholiken.“ Also wird ab 2014 für die Mockersdorfer wie jedes Jahr Mariä Himmelfahrt mit einem Gottesdienst um halb neun gefeiert, „und für die zukünftig hart arbeitenden katholischen Speichersdorfer feiern wir dann eine Abendmesse um 19 Uhr“, so Grillmeier.
Anders wird er das Problem nicht lösen können, denn die 130 fehlenden Katholiken, die Speichersdorf den Feiertag wiederbringen könnten, fallen nicht vom Himmel.
Im Gegenzug zu den drei Gemeinden, denen der Feiertag weggenommen wurde, sind es sieben Kommunen, die ab nächstem Jahr einen zusätzlichen Feiertag bekommen, darunter Geiselwind oder auch Walsdorf im Landkreis Bamberg. Andreas Geck, Geschäftsführer der Walsdorfer Gemeinde sagte: „Die Beschäftigten freuen sich – und dass die Gewerbetreibenden etwas traurig sind, das ist zu verschmerzen.“